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Religion und Bildhauerei

Full text: Ernst Herter / Malkowsky, Georg (Public Domain)

Religion und Bildhauerei. 
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daß man in der Geschichte der Plastik mit 
größerem Nechte von einem romanischen oder 
gotischen Stil sprechen kann, als in der der 
Malerei. 
Es liegt in dem bilderdienstfeindlichen Wesen 
des Protestantismus, wie im Charakter seiner 
Gotteshäuser als bloßer Versammlungsorte der 
Andächtigen behufs Anhörens der Lithurgie 
und Predigt, daß er zur bildenden Kunst und 
besonders zur Plastik kein rechtes Verhältnis 
gewinnen konnte. Wo sich reicherer Skulpturen⸗ 
schmuck in seinen Kirchen vorfindet, entstammt 
er meist ihrer katholischen Vergangenheit, zumal 
es den Gemeinden an den materiellen Mitteln 
zur wirksamen Pflege religiöser Kunst fehlte. 
Die Neubauten, soweit sie im prote— 
stantischen Norden ausgeführt wurden, waren 
auf den schlichten Backstein angewiesen, der 
monumentaler Plastik selbst in bescheidenem 
Maße wenig Raum läßt. Dazu kam, daß es 
dem Bildner nach dem Ausscheiden der Marien⸗ 
und Heiligenlegende an dankbaren Motiven 
fehlte. Der Protestantismus mußte eine Ge— 
schichte haben, ehe er intimere Beziehungen 
zur Skulptur gewann, die ihren Tiefstand nach 
den Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges erreicht hatte und erst durch die 
Berliner Bildhauerschule einen neuen Aufschwung nahm. Daß der religiösen 
Kunst auch hier ein äußerst bescheidener Anteil zufiel, lag an den politischen und 
den aus ihnen sich ergebenden wirtschaftlichen Verhältnissen. Die schnelle, aber 
mit gewaltigen Opfern an Gut und Blut erkaufte Machtentwickelung des Preußischen 
Staates zeitigte wohl eine historische, aber keine religiösse Monumentalplastik. 
Daran vermochten auch die künstlerischen Neigungen des Romantikers auf 
dem Thron, die sich dem Kirchenbau zuwandten, nichts zu ändern. Die Skulptur 
brachte es über banale Wiederholungen eines bestimmten Erlösertypus à la Thor- 
waldsen und ein paar singende und betende Engelsgestalten, die ihre Verwandt— 
schaft mit den klassischen Niken und Viktorien nicht verleugnen konnten, beim 
besten Willen nicht hinaus. Der schlichte Sinn und die puritanische Einfachheit 
der religiösen Anschauungen des ersten Kaisers des neu erstandenen Deutschen
	        
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