Das neue Berlin. Neue Denkmäler. 179
eine dekorative Wirkung angelegt. Mit seinen zahlreichen
allegorischen Figuren und kriegerischen Emblemen charak—
terisiert das Monument des ersten Hohengzollernkaisers ein
Zeitalter, das unter dem Eindruck der preußisch-deutschen
Siege gestanden hat. Auf eine höhere künstlerische Wer—
tung, wie die Reiterdenkmäler Schlüters und Rauchs, kann
das Monument Wilhelms J. aber nicht Anspruch erheben.
Es ist eine gedankenarme Schöpfung. Keine neue künst—
lerische Idee, keine allegorische Figur, die dem modernen
Empfinden nahesteht, drückt es aus. Wenn Wilhelm L.,
dessen Bescheidenheit alle Geschichtsschreiber rühmen, hätte
mitreden können, wäre ein Denkmal von so überladener
Zoologie und Allegorie, das der Persönlichkeit des Darge—
stellten keineswegs gerecht wird, wohl schwerlich zustande
gekommen. Reinhold Begas, der als Portraitbildner her—
vorragendes geleistet hat, hat den rechten Ton hier nicht
getroffen.
Die Kriegerdenkmäler, die nach 18705771 im
Weichbilde der Stadt Berlin aufgestellt sind, sftehen auf der
Höhe der Provingialtunst und gereichen weder ihren
Schöpfern noch der Reichshauptstadt zur besonderen Ehre.
Das erste Kriegerdenkmal wurde im Friedrichshain von den
Ostbegirken Berlins errichtet. Die Gruppe, ein Genius, der
einen gefallenen jugendlichen Krieger ins Jenseits führt,
ist von Calandrellt modelliert. — Das Kriegerdenkmal im
kleinen Tiergarten in Moabit ist eine Arbeit des Bild—
hauers Neumann. — Das Kriegerdenkmal auf dem Gar—
nisonkirchhofe, von Joh. Boese modelliert, das dem Ge—
dächtnis der in hiesigen Lazaretten verstorbenen Soldaten
gewidmet ist, steht kuͤnstlerisch etwas höher als die vorge—
nhannten Denkmäler.
Denkmäler deutscher Geisteshelden.
Gegenüber den Fürsten und Feldherrn, die in Berlin
im Denkmal verherrlicht sind, nehmen die deutschen Geistes—
helden einen bescheidenen Raum ein. Wir beginnen mit dem
im Mittelpunkt auf dem Neuen Markt befindlichen Luther—
Denkmal, das als eine der tüchtigsten Leistungen der
monumentalen Plastik anzusprechen ist. Das Denkmal, von
Paul Otto, der im Weilbewerb den ersten Preis davon—
getragen hatte, begonnen, wurde nach dessen frühem Tode
von Robert Toberentz vollendet. Auf einer von einer
Balustrade umgebenen Plattform erhebt sich das Postament
mit der in Kolossalgröße ausgeführten Gestaäaͤlt Luthers. Der