78 Zweiter Teil. Die Berliner Bauwerke und Denkmäler.
hold Begas, dessen Entwurf den Beifall Wilhelms II. ge—
funden hatte, wurde mit der Ausführung des Denkmäls
begauftragt. Am 22. März, dem 100. Geburtstage Wil—
helms J. wurde es unter Beteiligung der deutschen Fürsten
mit großem Gepränge enthüllt.
Das Denkmal Wilhelms J. das sich auf der ehemaligen
Schloßfreiheit, gegenüber dem Eosanderschen Portal des
kgl. Schlosses erhebt, wird von einer Säulenhalle umgeben,
die im Stil des Eosander-Portals gehalten ist. Nach der
Straßenfront läuft die Halle in zwei pavillonartige Vor—
bauten aus, welche als Hauptschnuck die in Kupfer ge—
triebenen Quadrigen tragen. Das südliche Viergespann
(links vom Denkmal) lentt die allegorische Figur der
Bavaria, das rechte die der Borussia. Vier dekorative
Gruppen sind über der Balustrade der Halle angebracht,
vier allegorische Gruppen an der nach dem Wasser gelegenen
Rückwand. Die Gruppen im Innern der Halle stellen die
Kunst (von Hidding) und *Wissenschaft (von Karl
Begas) dar.
Das Reiterstandbild erhebt sich auf einem reich ge—
schmückten Sockel, dessen Unterbau aus rotem schwedischen
Granit hergestellt ist. Der Kaiser reitet auf einem kraftvoll
gestalteteten Roß, in der Rechten den Marschallsstab haltend,
während die Linke die Zügel hält. Eine weibliche Gestalt
Genius des Friedens), die den Palmenzweig in der Linken
trägt, führt das Streitroß.
Den Hauptschmuck des Postaments bilden die vier auf
hervorspringenden Sockeln postierten Löwen (von Gaul
modelliert), welche mit ihren mächtigen Pranken die Sieges—
beute festhalten. An den vier abgeschrägten Ecken des Posta—
ments schweben auf Kugeln weibliche, mit mächtigen Fittigen
ausgerüstete Idealgestalten, die Blumen und Kränge aus—
streuen. Auf der rechten Längsseite sitzt der Kriegsgott,
eine jugendlich kräftige Gestalt, in herausfordernder Hal—
tung dargestellt; auf der linken Seite ruht ein jugendlicher
Mann, von den Emblemen des Friedens umgeben. An
den Wänden des Postaments über den beiden Kolossal—
gestalten sind zwei Reliefs, welche die Schrecken des Krieges
und die Segnungen des Friedens in allegorischer Weise zum
Ausdruck bringen, eingelassen. Auf den Stufen der Vorder—
seite sind die Reichsinsignien, Kaiserkrone, Königsmantel,
Zepter, Schwert und Gesetzbuch in malerischer Gruppierung
angebracht; auf der hinteren Seite die Waffen alter Zeit:
Turnierhelm, Streitaxt und Kettenhemd.
Das Nationaldenkmal ist in allen seinen Teilen auf