14 Erster Teil. Die Museen. 1. Das Alte und Neue Museum.
sonifizierung der Geschichte (xechts oben) ab.
Die drei Bilder, die der christlichen Welt angehören (auf
der Nordwand), sind von den allegorischen Gestalten der
Wissenschaft und Poesie eingefaßt. Diese Reihe
beginnt mit dem IV. Hauptbilde „»Die Hunnen-—
ssch lacht“. Auf den katalaunischen Feldern tobt der Kampf
zwischen den Horden Attilas und den Kriegern des West—
gotenkönigs Theoderich und des römischen Feldherrn Aëtius.
Im Hintergrunde des von Leichen bedeckten Feldes sehen
wir die ewige Stadt liegen — eine historische Unrichtigkeit,
aber eine mythische Verherrlichung der für die Kulturent—
wicklung Europas wichtigen Katastrophe. Kaulbach lehnt
sich in der Schilderung des Vorgangs an die alte Sage an
und läßt den gewaltigen Kampf in den Lüften sich fortsetzen.
Die Leichen der Erschlagenen erheben sich aus dem Todes—
schlafe, um sich den Kämpfenden in den Lüften anzureihen.
Rechts oben klammern sich zwei Gestalten an das Kreußg,
um es dem von seinen beiden Söhnen begleiteten Theoderich
nachzutragen. Auf der anderen Seite feuert Attila, die
„Gottesgeißel“, die Seinen zum Kampfe an.
Die beiden folgenden Zwischenbilder nehmen Bezug auf
die päpstliche und kaiserliche Gewalt. Erstere ist durch die
Gestaltern taliaq, welche mit Schlüssel und Schwert
ausgerüstet xrsonifiziert, die andere durch die Ge—
nane Ka eGroßen mit Schwert und Reichs—
apfel.
Das V. Hauptbild zeigt uns „Die Kreuzfahrer
vor Jerusalem“. Kaulbach hat den Augenblick zu
seiner Darstellung gewählt, wo das Heer Gottfrieds von
Bouillon, eben auf einer Höhe anlangend, Jerusalem er—
blickt. Die Kreuzfahrer sind von einer gewaltigen Be—
wegung erfaßt, einem jeden teilt sich die Bedeutung des
weltgeschichtlichen Ereignisses mit. Auch auf diesem Bilde
fließen wieder die irdischen Begebenheiten mit visionären
Vorgängen ineinander. Über den Streitern um Christi Reich
auf Erden erscheint, von Heiligen umgeben, Christus mit
Maria und nimmt die Krone Gottfrieds entgegen.
Die Zwischenbilder Germania mit Schwert und
Buch und Friedrich der Große bilden den Über—
gang zur neueren Zeit und charakterisieren die Verschiebung
der Machtverhältnisse in Europa.
Das VI. Hauptbild „Die Reformation“ stellt
die geistige Bewegung am Ende des Mittelalters in ihren
hervorragendsten Repräsentanten dar. Ort der Handlung ist
eine Kirche. Im Hintergrunde vor einem Altar steht Luther.