Geschichtliches.
Wir haben uns im ersten Teil des Führers mit den
Kunstschätzen beschäftigt, die Berlin in seinen Sammlungen
und Museen aufbewahrt; nunmehr wollen wir die Werke
der Kunst und Architektur, die Berlin selbst hervorgebracht
hat, welche die Straßen, Plätze und Anlagen der Stadt
schmücken, betrachten.
Berlin ist eine moderne Stadt; es hat keine große ge—
schichtliche und kunstgeschichtliche Tradition wie Paris oder
London, selbst den alten Kulturzentren des westlichen und
südlichen Deutschlands gegenüber verblaßt der Ruhm Berlins
als Kunststadt. Die wenigen kunsthistorisch wertvollen Ge—
bäude sind kaum zweihundert Jahre alt. Erst in neuerer
Zeit hat sich das Stadtbild derartig umgestaltet und künst—
lerisch bereichert, daß Berlin unter den Hauptstädten Europas
einen achtunggebietenden Platz einnimmt.
Die ersten Ansiedlungen an der Spree, aus denen sich
die spätere Weltstadt entwickelt hat, sind im 12. Jahr—
hundert entstanden. Im 18. Jahrhundert erhielten die bei—
den Fischerdörfer Alt-Kölln (der heutige Stadtteil zwischen
Spree und Friedrichsgracht) und Berlin (der Stadtteil nörd⸗
lich der Spree um den Molkenmarkt) Stadtrechte. Im
Jahre 1807 wurden beide Orte unter dem Markgrafen
Herrmann zu einer Stadt vereinigt. Im 18. Jahrhundert
trat Berlin an die Spitze des märkischen Städtebundes und
gee 1319 eigenes Müngzrecht und 1392 die Blutsgerichts⸗
arkeit.
Die fast reichsständige Selbständigkeit büßte Berlin
unter der Herrschaft der Hohenzollern ein. Friedrich II.,
der Eiserne, hob 1442, nach einem Zwist zwischen Bürger—
schaft und Rat, die Gerichtsbarkeit der Stadt auf und führte
eine Trennung von Berlin und Kölln herbei. Zur Be—
festigung seiner Herrschaft exrichtete er an der Stelle des
heutigen Schlosses eine kurfürstliche Burg. Johann Cicero
verlegte die kurfürstliche Residenz von Spandau nach Berlin.
Im 16. Jahrhundert wurde durch Joachim II. die Refor—
Gaulke, Führer durch Berlins Kunstschätze.