—
—
— *
Xx.
Die Nordlandfahrt des Raisers.
um zweiten Male feiert Deutschland, feiert des Reiches Haupt—
stadt und mit ihr unsere Kunstgenossenschaft das Wiegenfest
—RKaiser Wilhelms II. Nicht wie wir alle es gehofft und
gewünscht mit frohem Gemüte, mit heiterem Herzen, sondern in ernster
wehmütiger Stimmung. Augusta, des neuen Reiches erste Kaiserin,
Preußens treue fürsorgliche Landesmutter ist abberufen worden, an
ihrem Sarge trauert der Enkel und Kaiser, mit ihm sein ganzes Volk.
Jeder weiß es: die unter allen deutschen Frauen am höchsten stand,
war am meisten beflissen, herabzusteigen in die Tiefen des Volkes, um
Wunden zu heilen, Trost zu spenden, in selbstloser Arbeit für Kranke
und Schwache zu sorgen. Wie ihr erlauchter Gemahl war auch sie
Tag für Tag erste Dienerin im Staate, hochbetagt hatte auch sie keine
Zeit, müde zu sein, ihre seltene Willenskraft überwand des Leibes
Schwachheit, damit sie bis zuletzt dem Triebe ihres Herzens folgen,
den Pflichten ihrer Stellung genügen könne. Wenn es ein Trostwort
gibt, das unseren trauernden Monarchen wie uns alle aufzurichten
vermag, so ist es das schöne Wort: Sie ruht in Frieden und ihre
Werke folgen ihr nach!
In Frieden, das ist auch die Losung des heutigen Tages, der
Grundton, welcher alle Empfindungen durchzittert, wenn wir uns im
Geiste ehrfurchtsvoll dem Kaiser nahen. In Frieden feiern wir
seinen Geburtstag. Stärker als vor einem Jahre es noch möglich
war, mischt sich in die Fülle der Segenswünsche der innige Dank von
Millionen Lippen, daß seine persönliche Hingebung, sein Eifer, seine
Tatkraft den Frieden bis jetzt erhalten.
In rastloser Arbeit Lenker und Führer des Staates zu sein, ist
alter Hohenzollerngrundsatz. Idealer faßte den fürstlichen Beruf schon