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Karl Friedrich Schinkel.
hinterlassen, — aber keinen Feind. Er war ein Mann preußischer
pPflichtrreue und antiker Selbstlosigkeit. Weil er gewohnt und ge—
waltet hat im reinen Äther idealer Gesinnung, so steht gleich einem
Trostesworte von seinen Freunden eingegraben auf seinem Grabsteine
der schöne Spruch des griechischen Dichters:
Was vom Himmel stammt,
Was uns zum Himmel erhebt,
Ist für den Tod zu groß,
Ist für die Erde zu rein.
Des Trostes bedarf es nicht mehr, kein Schmerz, keine Trauer
erfüllt uns heute, nichts als die Empfindung stolzer Freude und innigsten
Dankes. Stolzer Freude, daß Berlin, daß Preußen, daß Deutschland
einen solchen Mann besessen, und innigsten Dankes für das reiche
Vermächtnis, das er in seinen Werken, in den ausgeführten, wie in
den beabsichtigten, für die Baukunst und alle ihre Jünger hinterlassen hat.
Solchen Dank in Taten zu beweisen, kann nicht Sache des ein—
zelnen sein, sondern wird Pflicht für ganze Geschlechter. Und hier ist
es, wo vor allem die studierende Jugend mit voller Kraft einzusetzen
hat, um aus dem reichen Erbe Schinkels das beste sich anzueignen:
die dauernde Pflege des Ideals. Das ist ein Gut, von welchem das—
selbe gilt, was ein edler Philosoph der jüngsten Vergangenheit von
der Liebe als einem Familiengute gesagt hat: „Solches Gut bleibt
ungeteilt, je mehr man es teilt, und es wächst fortwährend, je mehr
ein jeder davon zehrt.“ Halten Sie daher fest, meine Herren Kommi—
litonen, an solchem Streben und wählen Sie für Ihr Schaffen wie
für Ihr Handeln als sicheren Leitstern den Namen: Karl Friedrich
Schinkel.
—B