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Full text: Kunstgenossenschaft und Secession (Public Domain)

untrüglich feine Empfindung für das wirklich Gute 
und Künstlerische. Und jedem ist die Kunst so 
heilig, dass er beherrscht ist von dem Gewissens- 
zwang, hervorragende Leistungen auch anzuer- 
kennen. Und so haben denn in Wirklichkeit die 
wahrhaft Grossen noch immer die Anerkennung 
und Bewunderung Aller gefunden. Wir brauchen 
keine Ruhmes - Versicherungs - Gesellschaft 
auf Gegenseitigkeit. 
In der gesammten Künstlerschaft — mit Aus- 
nahme der Wenigen, die in der Agitation ein 
willkommenes Mittel sehen, sich gewaltsam in 
den Vordergrund zu drängen — herrscht ein tiefer 
Widerwille gegen das Streiten mit Worten, gegen 
Zeitungskrieg, Partei- und Cliquenwesen. Das muss 
aufhören; denn es führt zu dem, was unser Verderb 
ist: zu Eitelkeit, Reclamesucht, Strebertum und 
unlauterem Wettbewerb. 
Auf die Gegensätze in der Kunst passt eben- 
so wie auf die des Glaubens das dichterische Gleich- 
niss von den drei Ringen. Und so rufen wir den 
Kunstgenossen allen die Friedensmahnung des 
weisen Richters zu: 
„Es eifre jeder seiner unbestochnen 
„Von Vorurtheilen freien Liebe nach! 
„Es strebe von Euch jeder um die Wette, 
„Die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag 
„Zu legen Komme dieser Kraft mit Sanftmuth, 
„Mit herzlicher Verträglichkeit zu Hülf“.
	        
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