räthes. Die Speisen wurden, klein zerlegt, auf die Teller
gethan, und Jeder führte die einzelnen Bissen mit der Hand zum
Munde, nachdem sie in der dazu gehörenden Tunke gewälzt waren.
Es war eine besondere Geschicklichkeit erforderlich, um auf diese,
heute fast widerwärtig erscheinende Art zu essen, und noch der
Kaiser Karl der Fünfte war seiner Zeit weit berühmt durch seine
vollendete Kunst, elegant und anmuthig zu speisen. Die silbernen
Kannen mit den Weinen, welche Thurneyßer in reicher Aus—
wahl der edelsten Gewächse vom Rhein, von Burgund und
von der Pfalz in seinem Keller führte, standen auf dem
Schenktisch und der Schenk brachte jedem Gast, was er be⸗
gehrte. Die Küche war vorzüglich, Thurneyher hatte auf seinen
weiten Reisen durch aller Herren Länder auch die Geheimnisse
der Kochkunst nicht unbeachtet gelassen, die würzigen Gerichte
des Orients wechselten mit der kräftigen deutschen Kost von
zart gesottenem Rindfleisch und mit Wachholder gebratenem
Wildpret, und der Graf Lynar war hoch erfreut, den vortreff⸗
lichsten risotto aus seinem italienischen Stammlande auf der
Tafel zu finden.
Die Geister der edlen Weine verfehlten ihre Wirkung
nicht, und die fröhlichste Stimmung beherrschte bald alle Gäste.
Thurneyßer erzählte, wie er es gern that, von seinen weiten