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zogen werden. Aber,“ fragte er dann streng, „wie habt Ihr
es über Euer Gewissen bringen können, zu solchem Betrug an
Eurem Landesherrn die Hand zu bieten?
„Ich bin ein Diener der Kirche, gnädigster Herr,“ erwiderte
der Diaconus, „und bin berufen, als solcher die Milde walten
zu lassen, wo es sich nicht um ein Verbrechen gegen den
heiligen Glauben handelt. Der Waldwart, dessen Berather
ich in jener Zeit war, wenn mir auch noch nicht die Würde
des Seelsorgers zu Theil geworden, war dem unseligen
Lippold zu Dank verpflichtet. Derselbe hatte ihm in der
Noth beigestanden, hatte ihm die Mittel gegeben, sein Haus
zu erhalten und einem von ihm geliebten braven Mädchen
seine Hand zu reichen. Dafür war er erkenntlich. Der
Lippold hatte durch einen Trabanten, der bei ihm die
Wache gehalten, kurze Zeit vor seiner Hinrichtung dem
Meinicke, der damals noch Hilfsjäger war, die Sorge über
sein unmündiges Kind an's Herz legen lassen, da ja auch
seine eigene Frau gegen ihn ausgesagt hatte. In Meinicke's
Herzen war die Dankbarkeit mächtig, umsomehr als er von
seiner Frau keine Kinder hatte. Auch dieser erzählte er, daß
das Kind, das er ihr in's Haus brachte, die Tochter seines
verstorbenen Bruders sei, und sie hatte kein Arg daraus —
Gregor Samarow, Die Goldapotheke J.
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