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„Du hast verdient,“ rief er mit wild drohenden Blicken,
„daß die Wohlthaten, die Du mir zu danken hast, wieder
von Dir genommen werden. Nur an meiner Hand, nur
unter meiner Führung kannst Du sicheres Glück finden —
ohne mich und meinem Schutz wirst Du einem finsteren Ver—
hängniß verfallen, das ich von Dir abgewendet habe und
allein Deinem Haupte fern zu halten vermag. Wähle —
noch einmal stelle ich die Frage an Dich, die über Deine
Zukunft entscheidet.“
Er sah sie, ihre Hand fast schmerzhaft drückend, bittend
und drohend zugleich an — sie schauderte vor seinem Blick,
hastig zog sie ihre Hand zurück und antwortete:
„Ich muß meinem Herzen gehorchen und dem Willen des
gnädigsten Kurfürsten. Das ist meine heilige Pflicht gegen
Gott und den von Gott mir eingesetzten Herrn. Euch aber,“
fügte sie sanft und demüthig hinzu, „Euch bitte ich, ehrwürdiger
Herr, mir nicht zu zürnen und mir Eure Güte zu bewahren;
was Ihr von mir verlangt, kann ich Euch nicht sein, aber
immer werde ich Eure dankbare und ergebene Schülerin
bleiben.“
Wilder Zorn und tückische Drohung blitzte aus seinen
Augen.
Bregor Samarow, Die Goldapotheke. J.
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