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Full text: Die Goldapotheke / Meding, Oskar (Public Domain) Issue1 Erster Band (Public Domain)

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und auch bekennen, was Euch unter das Rad bringen könnte. 
Und dann würdet Ihr wohl mit mir übereinstimmen, wenn 
ich sage, die geistlichen Herren thäten Besseres, als sich unter⸗ 
einander zu verketzern wegen dieses oder jenes Glaubenssatzes, 
den die gelehrten Theologen aufgestellt, wenn sie einmüthig 
zusammentreten würden, um Gesetze abzuschaffen, die nicht 
abereinstimmen mit der Lehre des Heilands, der die Ge— 
rechtigkeit ist und die Liebe und die Wahrheit predigte. Ich 
meine, daß die hochwürdigen Herren besser thäten, wenn sie 
dazu ihre Kräfte aufböten, damit die neugereinigte christliche 
Kirche Gesetze und Gebräuche abschaffe, die wohl mehr für die 
Heiden sich ziemen.“ 
Kleinmüller hatte zitternd die ersten Worte Kronenbacher's 
gehört, dann zuckte ein hämisches Lächeln um seinen Mund, 
— die meisten Anderen schwiegen und schienen zuzustimmen. 
Einer nur antwortete: 
„Meister Kronenbacher, was Ihr sagt, mag wohl ganz 
gut und christlich sein, aber Ihr vergeßt, daß der Lippold ein 
Jude war; Einer von dem Volk, das den Heiland an's Kreuz 
geschlagen.“ 
„Das vergesse ich nicht,“ rief Kronenbacher, „aber ich 
vergesse auch nicht, daß der Heiland am Kreuze betete: „Vater,
	        
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