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„Der gnädigste Kurfürst,“ warf der Waldwart ein, „hat
mir die Erlaubniß schriftlich gegeben, das Kind als das meine
anzunehmen.“
„Das,“ erwiderte der Diakonus, „ist genug für die Be—
hörden, aber nicht für den, welcher Eure Pflegetochter zu seiner
Ehefrau machen will, und der kurfürstliche Brief würde un⸗
gültig werden, wenn ein Irrthum dabei nachgewiesen werden
könnte, Ihr selbst könntet in eine böse Lage kommen, wenn
Euch vorgeworfen würde, daß Ihr Eurem gnädigsten Herrn
nicht die Wahrheit gesagt habt.“
„Um Gotteswillen,“ rief der Waldwart bleich vor
Schreck, „das wäre entsetzlich für das arme Kind — der
Frieden meines Hauses würde zerstört werden — ich habe
nicht daran gedacht, daß es p kommen könnte, sollte ich so
hart dafür gestraft werden, daß ich ein unschuldiges Kind vor
schrecklichem Schicksal bewahrt habe und ihr das fürchterliche
Geheimniß ihrer Abstammung verbarg?“
Er rang die Hände und blickte vorwurfsvoll zum
Himmel auf.
„Fasset Muth,“ sagte der Diakonus, — „Gott straft nicht
für eine gut gemeinte That, ich habe Euch beigestanden, die
Seele dieses Kindes zu retten und durch die heilige Taufe in