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„Ich habe mit Euch, mein lieber Waldwart, ein Wort
zu sprechen, das, wie ich hoffe, Euch Freude machen wird und
Euch vielleicht eine Sorge abnehmen möchte.“
„Ihr wißt, ehrwürdiger Herr, daß ich jedes Wort und
jeden Rath von Euch als eine werthvolle Gabe ansehe, wenn
auch der gnädige Gott mein Leben freundlich zu allem Guten
gewendet hat; — aber der Sorgen finden sich ja immer noch
genug auf Erden, und einen besseren Rath als bei Euch kann
ich gewiß nimmer finden.“
„Ich kenne Euer Leben seit Jahren,“ sagte der Diakonus
salbungsvoll, „und weiß auch, daß eine schwere Sorge Euch
drücken muß in Betreff des Kindes, das Ihr als das Eure
angenommen habt und das nun aus den Jahren der Kind—
heit hinausgetreten ist —“
„Und war das nicht ein gutes, Gott wohlgefälliges Werk,
ehrwürdiger Herr?“ warf der Waldwart ein.
„Das war es,“ erwiderte der Diakonus, „ich habe es ja
als solches anerkannt, als Ihr mich damals um Rath und
Beistand batet, und ich habe dabei mein Gewissen und meine
Pflicht als geistlicher Diener der Kirche ernstlich geprüft. Ihr habt
ein gutes Werk gethan, und Euch trifft vor Gott kein Vorwurf.
Die Menschen aber, mein Freund, denken anders und verur⸗