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gänglich sei, — und seine stechenden Augen ruhten mit wohl—
gefälligen Blicken auf dem schönen jugendfrischen Gesicht Maria's.
Diese aber achtete wenig auf seine Worte, wenn sie auch
mit ehrerbietig geneigtem Kopf zuhörte. Ihre Augen schimmerten
feucht und schienen matt und träumerisch, und wenn sie
Antwort auf die an sie gerichteten Worte des geistlichen Herrn
hätte geben sollen, so wäre sie wohl in nicht geringe Verlegen⸗
heit gekommen; — aber der Diakonus verlangte keine andere
Antwort, als die demüthige Neigung des Kopfes und fand es
ganz natürlich, daß das eben der Kindheit entwachsene Mädchen
es kaum wagte, zu ihm aufzublicken, zu ihm, der ja so hoch
über ihr stand.
Frau Annamaria brachte zum Nachtisch noch einen Rahm—
käse und frische Butter und ließ dann einen Korb mit prächtigem
frischen Obst auf die abgetragene Tafel stellen, dazu einen
Krug mit würzig duftendem Wachholderbranntwein und zog sich
dann mit Maria zurück, um die Küche aufräumen zu lassen
und den Mägden ihre Arbeit im Hause und auf dem Hofe
anzuweisen.
Der Diakonus ließ einen Schluck des duftenden Korn—
branntweins über seine Zunge gleiten und sprach, sich in seinen
Rohrsessel zurücklehnend: