Die Berliner Justizgebäude,
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fördert werden; zwei weitere ebenso eingerichtete Gänge
führen nach dem Schwurgerichtsbau, wo ebenfalls besondere
Treppen zur Verfügung stehen und damit eine Berührung
der Gefangenen mit dem im Gerichtsgebäude verkehrenden
Publikum vollkommen ausschliessen.
Von dem Flügel B führt ferner ein besonderer Gang
direkt zu dem in der nördlichen Ecke gelegenen Wirtschafts-
hof mit dem Ökonomiegebäude, das die mit Dampf betriebenen
Koch- und Waschküchen für das Männergefängnis enthält;
ein eigenes Kesselhaus ist an das Ökonomiegebäude an-
gebaut.
Hieran schliesst sich an der Rathenowerstrasse das sog.
kleine Männergefängnis, ein geradegestreckter Bau mit zwei
Seitenflügeln, der im Erdgeschoss ı2 grössere Hafträume,
in den beiden oberen Stockwerken das für 40 Köpfe ein-
gerichtete Lazarett enthält. Die Hafträume werden zur Unter-
bringung solcher Gefangenen benutzt, die aus besonderen
dienstlichen Gründen aus der Gemeinschaft der übrigen aus-
gesondert werden sollen.
Das nun folgende Weibergefängnis ist, wie aus dem Grund-
riss näher ersichtlich, in eigenartiger bogenförmiger Gestalt
zwischen die beiden äusseren Flügelenden des Geschäfts-
gebäudes eingefügt. Es enthält in 70 Isolierzellen und 15 Ge-
meinschaftszellen Raum für 220 Gefangene; die Isolierzellen
nehmen die beiden Seitenflügel ein, der etwas vorspringende
Mittelbau umfasst die Gemeinschafts- und Schlafräume. In
letzteren sind, zur Isolierung der Gefangenen bei Nacht, in
äusserst zweckmässiger Anordnung Isolirschlafkojen aus Draht-
geflecht in Gruppen von je 6—8 Stück aufgestellt. Um jede
Berührung der weiblichen Gefangenen mit den männlichen
zu vermeiden, führt ein direkter Gang vom Weibergefängnis
an der Umwehrungsmauer des grossen Männergefängnisses
entlang zu dem oben erwähnten Eingangs- und Verwaltungs-
gebäude.
Den Raum zwischen diesem Gang und der Strasse Alt-
Moabit nimmt das Beamtenwohnhaus ein, das in drei Etagen
zwölf Dienstwohnungen für mittlere und untere Gefängnis-
beamte enthält.
Aus dem Berliner Rechtsleben.