Path:
3. Was nun?

Full text: 25 Jahre des unter dem Allerhöchsten Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Auguste Victoria stehenden Diaconissen-Mutterhauses Paul Gerhardt-Stift in Berlin / Ruyter, Gustav de (Public Domain)

Es schien mir etwas verfänglich, doch hatte ich kein Recht, ihm 
drein zu reden. Er konnte ja auch wieder gesund werden, da 
er schon wieder aufstehen konnte, und dann konnte er noch 
allerlei Aenderungen machen. So kam’s auch. Eines Tages bat 
er mich, ihn zu besuchen, und nun eröffnete er mir, dass er 
doch nicht ruhig sein könne über seine testamentarischen Be- 
stimmungen, er habe sein Testament geändert, seine Verwandten 
sollten die 300 und wir die 30tausend erhalten. Ich gab ihm 
zur Antwort, das sei seine Sache, zu disponiren, wie er wolle, er 
solle nur thun, was er mit gutem Gewissen thun könne, wir 
seien unter Gott, wenn Gott wolle, dass wir 30 000 M. bekämen, 
bekämen wir sie, und wenn er sie nicht gäbe, dann durch Je- 
mand anders. Darum nähmen wir ihm seine Testamentsände- 
rungen nicht im mindesten übel. Ja wir könnten, wenn er uns 
300 000 M. vermachte, viel an Credit verlieren, 30 000 M. wären 
für uns wohl vortheilhafter. Nach etwa 12 Jahren sandte er 
eines Tages zum Rechtsanwalt, er wolle sein Testament rechts- 
kräftig machen. Der liess ihm sagen, er müsse schnell eine 
Reise machen, morgen käme er zurück und stehe ihm dann 
übermorgen zur Verfügung. Andern Tags starb der Testator 
und hinterliess ein neues, weil nicht unterschriebenes darum 
nicht gültiges Testament, in welchem er bestimmte, dass sein 
zanzes Vermögen der Stadt zufallen solle. Wir mussten also die 
30 000 M. erhalten. 
Nun waren die 50 000 M. beisammen. Da kam eines Tages 
General-Consul Gilka — mit ihm und Herrn Architekt Theising 
zusammen hatte ich schon mehrfach Beratung gepflogen und 
ihnen die Sorge um ein Grundstück mit auf das Herz gelegt — 
und theilte mit, er habe ein Grundstück gefunden, das ihm ge- 
eignet schiene, vier Morgen gross an guter Verbindung im Weich- 
bild der Stadt gelegen, es solle zwar 70 000 M. kosten, aber er 
hoffe, den Besitzer, der es gerne veräussern wolle, bewegen 
zu können, dass er 20 000 M. ablasse, wenn die Summe sofort 
bezahlt werde. Wir sahen uns das Grundstück an, und da es 
uns gut gefiel, baten wir Herrn Gilka, es auf sein Risiko sofort 
zu kaufen. Denn wir brauchten erst einen Beschluss des Cura- 
4)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.