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Vereins-Zeitung des Akademischen Rudervereins zu Berlin. 16. Jahrgang, Berlin März 1919, Nummer 6

Full text: Satzungen des Akademischen Rudervereins zu Berlin (Public Domain)

systematische Arbeit notwendig, die natürlich besonders auf die 
Trainingszeit konzentriert ist. Der Rest der Saison läßt der 
Freude am Touren- und Wanderrudern ihr volles Recht. In 
welch ausgedehntem Maße dieser vergnüglichere Zweig unseres 
Sports stets vom A. R.V. betrieben worden ist, wissen die Aelteren 
von Euch aus Erfahrung, die Jüngeren können es aus den jähr- 
lichen Ruderwartsberichten ersehen. Das Wanderrudern, vor 
allem im mehrruderigen Boot, verliert aber seine Reize, wenn 
schlecht gerudert wird. Das Ziel des A.R.V. ist daher, auch die 
nicht. trainingstauglichen Vb. Vb. mit aller Sorgfalt auszubilden. 
Auch hier sichert nur planmäßige Arbeit den Erfolg. 
Dem einen oder anderen von Euch, der erst im Kriege 
zum A.R.V. kam und den friedensmäßigen Vollbetrieb nicht 
kennen gelernt hat, wird die hier entwickelte Perspektive vielleicht 
zu ernsthaft erscheinen. Nur keine Angst! Frohsinn, Heiterkeit 
und Jugendübermut kommen voll zu ihrem Recht, auch in der 
strengen Zucht des Trainings. Auch die Rennleute sind nicht 
„Ruderknechte“. Zu ihrem Vergnügen treiben sie frisch-fröhlichen 
Sport. Das Rudern ist aber eine schwierige Kunst, die nur dem 
ihre volle Schönheit offenbart und wirklichen Genuß gewährt, 
der sich die Mühe nicht verdrießen läßt, die Beherrschung ihrer 
Technik gründlich zu erlernen und sich dauernd zu erhalten. So 
wenig jemand darauf rechnen dürfte, ohne ernstes Studium und 
immer wiederholte Uebung sich und andern zum Genuß Geige 
zu spielen, ebensowenig kann man erwarten, die Handhabung 
von Riemen und Skull im Umsehen sich zu eigen zu machen, 
Natürlich können auch in der Ruderkunst nicht alle zu vollendeten 
Meistern werden. Dazu sind Anlagen und Kräfte zu verschieden, 
Aber jeder einzelne kann und muß soweit ausgebildet werden, 
daß er das Rudern in der Gig vollständig beherrscht. Jeder 
einzelne muß in der Lage sein, auch mit Rennruderern zusammen 
Tourenfahrten zu machen, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Ein 
dieser Forderung entsprechender Stand der durchschnittlichen 
Ausbildung ist die beste Sicherung gegen Cliquenbildung und 
die darin liegende Untergrabung der Kameradschaftlichkeit. 
Die ernste Arbeit, zu der hier aufgerufen wird, ist also 
nicht Selbstzweck; sie hat nur das Ziel im Auge, den Vb. Vb. 
die für genußreiche Ausübung unseres schönen Sports nötigen 
Vorbedingungen zu schaffen, sowohl denjenigen Vb. Vb., die 
lediglich gesunde Bewegung in staubfreier Luft begehren, als 
auch denjenigen, die es drängt, ihre Kräfte im heißen Wettkampf 
zu erproben. Die Hauptlast der Arbeit liegt bei der Ruderleitung ; 
Erfolg kann ihr nur dann beschieden sein, wenn alle rudernden 
Vereinsbrüder sich den im Interesse der Ausbildung getroffenen 
Anordnungen willig fügen. Mancher, dem die Aussicht auf 
romantische Mondscheingondelfahrten die Lust zum Rudern erregt 
hat, wird dabei möglicherweise zunächst enttäuscht werden. Je
	        
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