Die Gründung der Societät im Jahre 1700.
unterschiedener Ursachen willen“ — er mußte zuerst die Erlaubniß
seines Landesherrn einholen. Endlich legt er dem Briefe einen
ausgearbeiteten Entwurf bei in zwei Fassungen, die eine (vielleicht
beide) für den Kurfürsten bestimmt. „Ich habe darinnen des Werks
künftigen großen Nutzen, wenn man es damit recht anfängt, gleichsam
in einer Perspectiv von fern in etwas zeigen wollen. Weil mich
bedünket, einem hohen Potentaten, der etwas Großes zu Gottes
Ehre und der Menschen Besten thun könnte, sei man einigermaßen
schuldig solches anzuzeigen, und werden große und herrische
Gemüther auch am besten durch solche Gedanken gerühret, die ihrer
Macht und hohen Muth proportionirt ... Es sind von mir einige
Argumenta, so ziemlich ad hominem scheinen, suppeditirt worden.
Es ist aber dies mein Beifügen vielleicht nicht so bequem, noch zur
Zeit von Vielen gesehen zu werden.“
Dieses „Beifügen“ existirt noch in zwei Fassungen, deren inneres
Verhältniß nicht ganz deutlich ist. In beiden — und das giebt
ihnen die hohe Bedeutung — will Leibniz nachdrücklich zeigen, in
welchem Sinne die neue Societät sich mit den Wissenschaften zu
beschäftigen habe (davon ist im Jablonski'schen Project überhaupt
nicht die Rede):
„Solche Churf. Societät müßte nicht auf bloße Curiosität oder
Wissensbegierde und unfruchtbare Experimenta gerichtet sein oder
bei der bloßen Erfindung nützlicher Dinge ohne Application und
Anbringung beruhen, wie etwa zu Paris, London und Florenz
geschehen, und ist dort dasjenige, so von realen Scienzien zu gemeinem
Nutz zu erwarten, nicht erreichet worden“, sondern man muß gleich
anfangs das Werk sammt der Wissenschaft auf den Nutzen richten.
Sonst wird die Regierung ihre Hand zurückziehen; denn „reale
Ministri werden unnützer Curiositäten bald überdrüssig und rathen
keinem großen Fürsten viel Staat davon zu machen“. „Wäre dem—
nach der Zweck, theoriam cum praxi zu vereinigen, und nicht
allein die Künste und Wissenschaften, sondern auch Land und Leute,
Feldbau, Manufacturen und Commercien, und mit einem Wort,
die Nahrungsmittel zu verbessern, überdieß auch solche Entdeckungen
zu thun, dadurch die überschwengliche Ehre Gottes mehr aus—
gebreitet, und dessen Wunder besser als bißher erkannt, mithin die
christliche Religion, auch gute Polizei, Ordnung und Sitten theils
bei heidnischen, theils noch rohen auch wohl gar barbarischen
Völkern gepflanzet oder mehr ausgebreitet würden.“
Im Folgenden wird der großartige Gedanke einer evangelischen