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Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Der Kurfürst genehmigt am 19. März 1700 die Societät. 61 
Damit war die Akademie vom Kurfürsten nach den Vorschlägen 
Jablonski's im Princip genehmigt. 
Unmittelbar nachdem Jablonski die Eingabe dem Herrn 
von Wedel übergeben hatte, erhielt er von Leibniz einen eingehenden 
Brief (geschrieben am 12. März) über die Societätssache. Leibniz 
warnt, sich auf das Observatorium und auf die proventus calen- 
larios zu beschränken, „weil solches nicht anständig genug scheint“. 
„»Ich hätte gern etwas mit der Zeit, davon ein realer Nutz und 
nicht bloße Curiositäten zu erwarten.“ Es muß eine vollständige, 
alle naturwissenschaftlichen Disciplinen unter dem Gesichtspunkt der 
Anwendung umfassende Anstalt werden, einschließlich der Botanik 
und Anatomie, und ausgestattet mit einem Laboratorium. Kann 
man auch nicht Alles gleich anfangs erreichen, so muß doch der 
Plan sofort umfassend entworfen werden. Andere Geldquellen 
über das Kalender-Monopol hinaus habe er im Sinne, zunächst 
sei aber allerdings mit diesem und dem Observatorium anzufangen, 
weil periculum in mora. Doch müßten, wenn irgend möglich, 
ofort ein Director, Secretar, ein Physicus und ein Mathematicus 
in re architectonica et mechanica probe versatus angestellt 
werden. 
— Im Allgemeinen und in vielen Einzelheiten stimmt Leibnizens 
Skizze mit den eingereichten Vorschlägen Jablonski's überein. 
Seine „Verwegenheit, unerwartet meines hochgeehrten H. Geh. Raths 
hochweisen Judicio und Erinnerung, ein Project eingereicht zu haben“ 
konnte der Hofprediger mit dem „periculum in mora“ entschuldigen 
und freudig darauf hinweisen, daß die Vorschläge, die er anbei 
übersende, sich mit Leibnizens Gedanken deckten. Nur die Botanit 
und Anatomie hätten sie ausgelassen, „weil allhier seit einiger Zeit 
ein Collegium Medicum etabliret worden, so zwar noch nichts 
puhlice prästiret, jedoch hat man, um anfänglich Collision zu ver— 
meiden, solche Dinge, darauf sie ein besonders Recht sich zuschreiben 
möchten, vorbeigehen wollen. Mit der Zeit wird es sich doch von 
selbsten geben, weil nicht nur die scientiae connexae sein, sondern 
auch wir die besten Leute aus solchem Collegio an uns ziehen 
können h. Ich hoffe, es werde meinem hochgeehrten Herrn Geh. 
Rath nicht zuwider sein, daß wir desselben solcher maßen darinnen 
gedacht, zum wenigsten hat unsere schuldige Hochachtung gegen 
i) Damit war der Grund zu einer gefährlichen Rivalität und Eifersucht gelegt, 
die sehr bald wirksam wurden und unter Friedrich Wilbelm J. die Akademie an den 
Rand des Unterganas gebracht haben.
	        
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