Mathematiker: Dirksen, Poselger, Crelle, Dirichlet. 597
Vorliebe für die Mathematik. Noch nicht zwölf Jahre alt, ver—
wendete er sein Taschengeld zum Ankauf mathematischer Bücher.
Auf dem Kölner Gymnasium war der nachmals durch die Ent⸗
deckung des nach ihm benannten Gesetzes des elektrischen Leitungs—
widerstundes berühmt gewordene G. S. Ohm sein Lehrer in der
Mathematik. Zum Studium derselben ging Dirichlet nach Paris
1822); denn an deutschen Universitäten konnte man, außer bei
Gauß, nur Elementar-Mathematik hören; in Paris aber wirkten
damals Laplace, Legendre, Fourier, Poisson und Cauchy, und am
Collège de Prance hielten Lacroix, Biot, Hachette und Francoeur
Vortrage. Dirichlet war ihr fleißiger Zuhörer; aber daneben
studirte er Gauß' „Disquisitiones aritnmeticae“. Diese haben auf
seine ganze mathematische Bildung und Richtung einen viel be—
deutenderen Einfluß ausgeübt als alle seine Pariser Lehrer. Sein
ganzes Leben hindurch hat er nicht aufgehört, die Fülle der tiefen
mathematischen Gedanken, die sie enthalten, durch wiederholtes
Lesen sich immer wieder zu vergegenwärtigen. Dirichlet war der
Erste, der dieses Werk nicht allein vollständig verstanden, sondern
auch Anderen erschlossen hat; hatte es doch nach mehr als zwanzig
dahren seit seinem Erscheinen noch keiner der damals lebenden
Mathematiker wirklich durchstudirt und sich zu eigen gemacht, und
mußte doch selbst Legendre in der zweiten Auflage seiner Zahlen⸗
theorie gestehen, daß er nicht im Stande sei, die Gauß'schen Re—
sultate wiederzugeben, ohne zum bloßen Üübersetzer zu werden.
Dirichlet hat die starren Methoden von Gauß, hinter denen die
tiefen Gedanken verborgen lagen, flüssig und durchsichtig gemacht,
ohne der vollkommenen Strenge der Beweise das Geringste zu
vergeben. Er war auch der Erste, der über Gauß hinausgehend
einen reichen Schatz noch tieferer Geheimnisse der Zahlentheorie zu
heben verstanden hat. Schon im Jahre 1825 nahm die Pariser
Akademie sein „Mémoire sur l'impossibilité de quelques équations
indéterminées du de degré“ in ihre Abhandlungen auf, und seit—
dem war sein Ruf als ausgezeichneter Mathematiker begründet.
Besonders nahe trat er Fourier und wurde von ihm auch für die
mathematische Physik interessirt. Noch von Paris aus wandte er
sich an Altenstein, um eine Anstellung in Preußen zu erhalten,
und im Herbst 1826 kehrte er in die Heimath zurück. Er hatte
sich in Paris die Anerkennung Alexander von Humboldt's erworben,
und durch dessen Verwendung erhielt er ein Privatdocenten-Stipen⸗
dium und habilitirte sich 1827 in Breslau. Hier verfaßte er die