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Viertes Buch. Geschichte der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften nach ihrer Reorganisation unter Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. (1812-1859) Erstes Capitel. Die Geschichte der Akademie von ihrer Reorganisation bis zum Tode Friedrich Wilhelm's III. (1812-1840)

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Das Corpus Inscript. Graec. und die Aristoteles-⸗Ausgabe (1820 18801. 887 
Verlag dieses Werkes wurde Reimer übertragen. Schleiermacher, 
der die Seele des Unternehmens blieb, versuchte noch einmal (1826) 
die Beigabe einer Übersetzung zu verhindern, aber die Klasse hielt 
ihren Beschluß aufrecht, eine alte Version zu verbessern und ab— 
zudrucken. Die Akademie wünschte ihren neuen Aristoteles-Text 
durch ein Königliches Privileg geschützt zu sehen, Altenstein schlug 
jedoch das Gesuch ab (14. Januar 1828): die größte Verbreitung 
des sicheren Textes sei wünschenswerth, übrigens könne ja die 
Akademie selbst sofort Handausgaben veranstalten. Langsam wurde 
seit dem Jahre 1827 gedruckt; über den Inder verhandelte man 
bereits im Jahre 1829,30, und Bekker wurde ermächtigt, junge 
Gelehrte heranzuziehen, um ihn möglichst schnell herzustellen. 
Aber diese Unternehmungen und andere, welche die Akademie 
unterstützte, sowie die spärlichen Gutachten, zu denen sie aufge— 
fordert wurde, füllten ihr Interesse nicht aus. Dieses war vor 
Allem durch große wissenschaftliche Gegensätze und Streitfragen in 
Anspruch genommen. Neben die romantische Naturphilosophie, 
die außerhalb der Akademie noch herrschte und deren sie sich er— 
wehren mußte, hatte sich Hegel's Panlogismus gestellt und begann 
mit jener theils zu cooperiren, theils sie zu verdrängen. Seit der 
große Philosoph seine Wirksamkeit in Berlin aufgenommen hatte, 
ging die Jugend, und nicht nur die Jugend, in Schaaren zu ihm 
über. Sein Wirken hatte etwas Imperatorisches; an Energie und 
Consequenz kam ihm Niemand auf dem Lehrstuhle gleich. Aber 
auch die Weltanschauung selbst, die er vertrat, war imperatorisch. 
„An die Stelle der kritischen Philosophie mit ihrer Mahnung zur 
Selbstbescheidung, mit ihrer Anerkennung der Selbständigkeit wie 
der Wissenschaft so andererseits des Glaubens, war die logische 
Autokratie getreten, mit der Hegel die Unterwerfung der Wissen— 
schaft und der Religion unter die dialektische Formel forderte. 
Niemals hatte die Philosophie eine so selbstherrliche Sprache ge— 
führt, niemals schien ihr königliches Ansehen so vollkommen aner— 
kannt und gesichert.“ Der Staat, den Hegel auf dem ganzen 
Gebiete des öffentlichen Lebens, der Realitäten, für omnipotent 
erklärte, konnte eben deshalb seine Philosophie freudig begrüßen 
und das ideale Reich des Gedankens ihrer Herrschaft überlassen. 
Ein Exempel der Verbindung beider Großmächte wurde bereits im 
Jahre 1822 statuirt: dem empiristischen Philosophen Beneke wurde 
die Venia legendi an der Berliner Universität entzogen. Fichte 
hatte einst Ähnliches in flammenden Worten verlangt, und wenn
	        
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