Das Corpus Inscript. Graec. und die Aristoteles-⸗Ausgabe (1820 18801. 887
Verlag dieses Werkes wurde Reimer übertragen. Schleiermacher,
der die Seele des Unternehmens blieb, versuchte noch einmal (1826)
die Beigabe einer Übersetzung zu verhindern, aber die Klasse hielt
ihren Beschluß aufrecht, eine alte Version zu verbessern und ab—
zudrucken. Die Akademie wünschte ihren neuen Aristoteles-Text
durch ein Königliches Privileg geschützt zu sehen, Altenstein schlug
jedoch das Gesuch ab (14. Januar 1828): die größte Verbreitung
des sicheren Textes sei wünschenswerth, übrigens könne ja die
Akademie selbst sofort Handausgaben veranstalten. Langsam wurde
seit dem Jahre 1827 gedruckt; über den Inder verhandelte man
bereits im Jahre 1829,30, und Bekker wurde ermächtigt, junge
Gelehrte heranzuziehen, um ihn möglichst schnell herzustellen.
Aber diese Unternehmungen und andere, welche die Akademie
unterstützte, sowie die spärlichen Gutachten, zu denen sie aufge—
fordert wurde, füllten ihr Interesse nicht aus. Dieses war vor
Allem durch große wissenschaftliche Gegensätze und Streitfragen in
Anspruch genommen. Neben die romantische Naturphilosophie,
die außerhalb der Akademie noch herrschte und deren sie sich er—
wehren mußte, hatte sich Hegel's Panlogismus gestellt und begann
mit jener theils zu cooperiren, theils sie zu verdrängen. Seit der
große Philosoph seine Wirksamkeit in Berlin aufgenommen hatte,
ging die Jugend, und nicht nur die Jugend, in Schaaren zu ihm
über. Sein Wirken hatte etwas Imperatorisches; an Energie und
Consequenz kam ihm Niemand auf dem Lehrstuhle gleich. Aber
auch die Weltanschauung selbst, die er vertrat, war imperatorisch.
„An die Stelle der kritischen Philosophie mit ihrer Mahnung zur
Selbstbescheidung, mit ihrer Anerkennung der Selbständigkeit wie
der Wissenschaft so andererseits des Glaubens, war die logische
Autokratie getreten, mit der Hegel die Unterwerfung der Wissen—
schaft und der Religion unter die dialektische Formel forderte.
Niemals hatte die Philosophie eine so selbstherrliche Sprache ge—
führt, niemals schien ihr königliches Ansehen so vollkommen aner—
kannt und gesichert.“ Der Staat, den Hegel auf dem ganzen
Gebiete des öffentlichen Lebens, der Realitäten, für omnipotent
erklärte, konnte eben deshalb seine Philosophie freudig begrüßen
und das ideale Reich des Gedankens ihrer Herrschaft überlassen.
Ein Exempel der Verbindung beider Großmächte wurde bereits im
Jahre 1822 statuirt: dem empiristischen Philosophen Beneke wurde
die Venia legendi an der Berliner Universität entzogen. Fichte
hatte einst Ähnliches in flammenden Worten verlangt, und wenn