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Viertes Buch. Geschichte der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften nach ihrer Reorganisation unter Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. (1812-1859) Erstes Capitel. Die Geschichte der Akademie von ihrer Reorganisation bis zum Tode Friedrich Wilhelm's III. (1812-1840)

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Das Minoritätsvotum die Revision betreffend (1818). 517 
die Akademie gestellt ist. Sie werden gelesen, das ist der Akademie 
dinlänglich. Jedermann weiß, wo sie in ganz Europa anzutreffen 
ind, und nach solchen Orten geht man, wenn man sich mit den 
Schriften der Akademie beschäftigen will. Eben weil die Akademie 
hoch steht, kann sie nie ein zahlreiches Publicum erwarten, auch 
ogar nicht wünschen.“ 
. Buch polemisirt' nun scharf gegen die „neuen Zwecke“; „sie 
ind bisher nur nebelhaft ausgesprochen worden, und, durchgeführt, 
würden sie die Folge haben, daß einige Mitglieder als ausge— 
zeichnete Männer in ihrer Wissenschaft auftreten würden, andere 
hingegen ganz zurücktreten könnten“. 
„Die Idee zu großen wissenschaftlichen Arbeiten war reinen 
Wissenschaftsmännern nie fremd. In jedem Zweige der Wissen— 
schaft hat die Akademie solche Unternehmungen zu unterstützen ge— 
sucht (Astronomische Tafeln; Ephemeriden; Gajus in Verona). Solche 
gemeinschaftlichen Arbeiten jedoch zum Zweck der Akademie und 
sogar zum Hauptzweck zu erheben, hat die Gesammtheit der mathe— 
natischen und physikalischen Klasse als höchst schädlich und als eine 
eingeschränkte Ansicht erkannt, weil sie nur dann ausgeführt werden, 
wenn Umstände, Neigung, besonderer Bedarf der Wissenschaft dahin 
leiten. Kein reiner Gelehrter wird sich entschließen, aus dem Gange 
und der Richtung seiner Forschungen sich gewaltsam herausreißen 
zu lassen, und keiner hat sich je dazu entschlossen. Die Londoner 
Königliche Gesellschaft z. B. hat wenige gemeinsame Arbeiten auf— 
zuweisen. Solche Arbeiten im Voraus zu bestimmen, heißt der 
Akademie wesentlichen und empfindlichen Schaden bereiten; denn 
da sie selten ausgeführt werden, doch aber beträchtliche Unter⸗ 
stützungen des Staates erfordern, so macht man den Staat miß— 
muthig und mißtrauisch und untergräbt die Achtung für die Aka— 
demie. Soll man Beispiele nennen?“ 
„Mit größtem Ernst und größter Überlegung wünscht, empfiehlt 
und erwartet daher die Minorität sdes Ausschusses] die Beibe— 
haltung der bisherigen Form der Gesammtsitzungen und der be— 
stimmten Lesung. Sie ist sehr fern zu glauben, daß die häufigen 
Klassensitzungen den Zweck besser erreichen würden. ... Es wäre 
zu wünschen, die Bande noch fester zu knüpfen, welche die ver— 
schiedenartigen Theile der Akademie vereinigen, nicht sie zu lösen.“ 
Er schließt mit den ernsten Worten: 
„Gott schütze die Freiheit der Akademie, welche zum regen 
Leben reiner Wissenschaftsmänner nothwendig ist und welche die
	        
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