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Drittes Buch. Geschichte der Umwandlung der Académie des Sciences et Belles-Lettres in eine deutsche Akademie unter Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. (1786-1812) Zweites Capitel. Die Geschichte der Akademie in den ersten Jahren Friedrich Wilhelm's III. Ihre definitive Reorganisation durch die Brüder Humboldt und Niebuhr (1797-1812)

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

116 Geschichte der Akademie unter Friedrich Wilhelm III. (1797 - 1812). 
ihrer Mitglieder will er mit dem Lehrinstitut verbinden; sie sollen 
Honorar-Professoren werden. An eine vollkommene Verschmelzung 
beider Anstalten denkt er nicht. Die Aufmerksamkeit lenkt er vor 
allem auf Wilhelm von Humboldt; er hofft, daß er vielleicht an— 
fangs, wenn auch nur zwei Stunden, lesen werde; aber auch 
Johannes von Müller zählt für ihn noch immer mit. Die neue 
Anstalt soll den alten Namen „Universität“ nicht verschmähen. 
„Daß nach und nach auch einzelne tiefer gelehrte oder entdeckende 
Universitätslehrer Académiciens werden, dagegen ließe sich wohl 
nichts einwenden, und hier wäre bloß das Exempel von Göttingen 
(als das einzige in Europa) zu prüfen und vielleicht zu befolgen. 
Denn die dort neben der Universität bestehende Societät der 
Wissenschaften ist dasselbige nach Haller's herrlichem Plane, als 
was hier die Akademie nach Leibnizens war oder sein sollte. 
Höchst zu wünschen ist auch, daß sie Letzteres immer sein möge, da 
gar viele große Gelehrte (ein Lagrange, Euler u. s. w.) nie zu 
lehren Lust haben oder Talent und doch die Wissenschaften selbst 
auf's Glänzendste bereichern und ausbilden“. Ausführlich spricht 
er dann von seinen eigenen Wünschen: Mitglied der Akademie 
mit 2500 Thlr. aus deren Fonds, nur dem „äußern Scheine 
nach“ Professor an der Universität — also ohne Pflichten, doch 
wolle er fleißig lesen —; „ich kann nur dann erst mit Rath und 
Anschlägen behülflich sein, wenn ich in keinem Collegium bin, wo die 
plurima immer über meinen armen Kopf weggehen“. Er wollte eben 
kein bloß Berufener sein, sondern von vorn herein ein Auserwählter!). 
) Körte (F. A. Wolf, 2. Theil S. 60 ff.) theilt im Auszug einen Reorganisa⸗ 
tionsentwurf für die Akademie mit, den Wolf fast gleichzeitig mit dem Universitäts⸗ 
plan eingereicht hat: 1. Man schaffe baldmöglichst alle Franzosen heraus, 2. heraus 
alle bloßen Geschäftsmänner, so verdienstvoll sie auch als solche sein mögen, wenn 
sie sich nicht durch die seltene Vereinigung von Genie, tiefer Gelehrsamkeit und 
Geschäfts-Talenten auszeichnen. 8. Man reducire eine gute Zeitlang die Akademie 
auf wenige ordentliche active Mitglieder, wären es auch nur 16—518. 4. Allen, die 
bisher weder tiefe Gelehrsamkeit noch Genie in Entdeckung neuer Wahrheiten und 
Systeme bewährten und die man doch nicht los werden kann, werde aufgegeben, 
sich solche Eigenschaften auf's Valdigste anzueignen, wozu in jeder öffentlichen 
Versammlung der Akademie ein Gebet, welches der alte Erman verfassen soll, ab⸗ 
gelesen werde. 5. Hiernach höre man augenblicklich auf, an irgend eine neue 
Constitution zu denken. Die Akademie muß einen mehr' europäischen Charakter 
haben. . . . So könnten dann einige Jahre vergehen, bis man akademiefähige 
Männer genug beisammen hätte, mit denen die Akademie ein neues Leben anfangen 
könnte, doch mehr nach Art der Göttinger Societät als der ausländischen Akademieen, 
besonders einer solchen, die sich durchaus nicht ohne Accent schreiben mag, u. s. w.
	        
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