116 Geschichte der Akademie unter Friedrich Wilhelm III. (1797 - 1812).
ihrer Mitglieder will er mit dem Lehrinstitut verbinden; sie sollen
Honorar-Professoren werden. An eine vollkommene Verschmelzung
beider Anstalten denkt er nicht. Die Aufmerksamkeit lenkt er vor
allem auf Wilhelm von Humboldt; er hofft, daß er vielleicht an—
fangs, wenn auch nur zwei Stunden, lesen werde; aber auch
Johannes von Müller zählt für ihn noch immer mit. Die neue
Anstalt soll den alten Namen „Universität“ nicht verschmähen.
„Daß nach und nach auch einzelne tiefer gelehrte oder entdeckende
Universitätslehrer Académiciens werden, dagegen ließe sich wohl
nichts einwenden, und hier wäre bloß das Exempel von Göttingen
(als das einzige in Europa) zu prüfen und vielleicht zu befolgen.
Denn die dort neben der Universität bestehende Societät der
Wissenschaften ist dasselbige nach Haller's herrlichem Plane, als
was hier die Akademie nach Leibnizens war oder sein sollte.
Höchst zu wünschen ist auch, daß sie Letzteres immer sein möge, da
gar viele große Gelehrte (ein Lagrange, Euler u. s. w.) nie zu
lehren Lust haben oder Talent und doch die Wissenschaften selbst
auf's Glänzendste bereichern und ausbilden“. Ausführlich spricht
er dann von seinen eigenen Wünschen: Mitglied der Akademie
mit 2500 Thlr. aus deren Fonds, nur dem „äußern Scheine
nach“ Professor an der Universität — also ohne Pflichten, doch
wolle er fleißig lesen —; „ich kann nur dann erst mit Rath und
Anschlägen behülflich sein, wenn ich in keinem Collegium bin, wo die
plurima immer über meinen armen Kopf weggehen“. Er wollte eben
kein bloß Berufener sein, sondern von vorn herein ein Auserwählter!).
) Körte (F. A. Wolf, 2. Theil S. 60 ff.) theilt im Auszug einen Reorganisa⸗
tionsentwurf für die Akademie mit, den Wolf fast gleichzeitig mit dem Universitäts⸗
plan eingereicht hat: 1. Man schaffe baldmöglichst alle Franzosen heraus, 2. heraus
alle bloßen Geschäftsmänner, so verdienstvoll sie auch als solche sein mögen, wenn
sie sich nicht durch die seltene Vereinigung von Genie, tiefer Gelehrsamkeit und
Geschäfts-Talenten auszeichnen. 8. Man reducire eine gute Zeitlang die Akademie
auf wenige ordentliche active Mitglieder, wären es auch nur 16—518. 4. Allen, die
bisher weder tiefe Gelehrsamkeit noch Genie in Entdeckung neuer Wahrheiten und
Systeme bewährten und die man doch nicht los werden kann, werde aufgegeben,
sich solche Eigenschaften auf's Valdigste anzueignen, wozu in jeder öffentlichen
Versammlung der Akademie ein Gebet, welches der alte Erman verfassen soll, ab⸗
gelesen werde. 5. Hiernach höre man augenblicklich auf, an irgend eine neue
Constitution zu denken. Die Akademie muß einen mehr' europäischen Charakter
haben. . . . So könnten dann einige Jahre vergehen, bis man akademiefähige
Männer genug beisammen hätte, mit denen die Akademie ein neues Leben anfangen
könnte, doch mehr nach Art der Göttinger Societät als der ausländischen Akademieen,
besonders einer solchen, die sich durchaus nicht ohne Accent schreiben mag, u. s. w.