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Drittes Buch. Geschichte der Umwandlung der Académie des Sciences et Belles-Lettres in eine deutsche Akademie unter Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. (1786-1812) Zweites Capitel. Die Geschichte der Akademie in den ersten Jahren Friedrich Wilhelm's III. Ihre definitive Reorganisation durch die Brüder Humboldt und Niebuhr (1797-1812)

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Fichte und die Akademie (1805). 
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durch glückliche Methode, Beide durch Universalität des Geistes, den 
Reichthum an anderweitigen Kenntnissen und einen treffenden 
Uberblick in verwandteren oder entfernteren Wissenschaften weit über— 
troffen haben. „Hr. Fichte aber hat nur einige wenige Ideen, aus 
welchen sein ganzes System besteht, und mit welchen man sich nur 
in einem sehr engen Kreise herumdrehen kann. Mag es also auch 
so wahr und bündig sein, als andere Denker die Hauptsätze 
desselben für Machtsprüche und die Beweise für Sophisterei erklären 
— es wird immer unfruchtbar bleiben und hat nie eine Anwen⸗ 
dung auf irgend einen anderen Theil des theoretischen oder prak— 
tischen Wissens finden, nie eine Wirkung äußern können, weder 
kritisch noch dogmatisch, weder regulirend noch erweiternd. Wo 
der Erfinder dieses Systemes selbst sich damit in andere Fächer 
wagte, ist auf er das Seltsamste verunglückt. Und nirgend ist ein 
Buch zu nennen, welches irgend einen Gegenstand nach der Wissen⸗ 
schaftslehre behandelte, und welches ein gescheidter Mann zur 
Hand nehmen möchte.“ 
Vom Standpunkt des wissenschaftlichen Anstands, des „ge⸗— 
scheidten Manns“, ja der nüchternen Wissenschaft selbst war diese 
Kritik durchaus berechtigt; Niemand kann genöthigt werden, einen 
Philosophen, dessen Wissenschaft er für falsch hält, einzig als 
Charakter und als Propheten zu schätzen und in solcher Verehrung 
über alles Andere hinwegzusehen! Aber auch in der Geschichte 
hat Alles seine Zeit. Jetzt war eine Wiedergeburt der Gesinnung 
die Macht, auf der die Zukunft beruhte. Wer das nicht verstand, 
der gerieth unter die Räder. Das ist in früheren Tagen Größeren 
zugestoßen als Männern wie Biester und Nicolai — einem 
Erasmus! 
Biester schloß sein Votum mit den übermüthigen Worten: 
„Mag also auch die Wissenschaftslehre ein ganz vollkommenes 
philosophisches Werk sein, der Verfasser hat sich darin durchaus erschöpft. 
Das Buch ist da, und es werde, als Merkwürdigkeit, in unsrer Bibliothek 
aufgestellt. Von dem Manne aber steht, nach allem, was man bisher 
gesehen hat, nichts weiter zu erwarten als harte Einseitigkeiten und 
eigensinnige Wiederholungen. Er scheint mir weder durch Charakter 
noch durch Geist ein wünschenswerthes Mitglied eines lebenden, wirkenden 
Gelehrtenvereins. Die Akademie kann wohl unmöglich die Verpflichtung 
auf sich haben, darum in ihren Schooß Männer aufzunehmen, weil 
diese als Lehrer auf Universitäten sonst Schaden stiften könnten. ... 
Nach meiner ruhigsten überzeugung muß ich Hrn. Fichte meine ver— 
neinende Stimme geben.“ 
Zeschichte der Akademie. J.
	        
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