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Erstes Buch. Geschichte der Brandenburgischen (k. preußischen) Societät der Wissenschaften unter Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. (1700-1740) Viertes Capitel. Fortsetzung: Geschichte der Societät der Wissenschaften unter Friedrich Wilhelm I.

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Die Publicationen der Societät. 
181 
2. 
Während der Regierungszeit Friedrich Wilhelm's J. hat die 
Societät nur 5 Bände Miscellaned herausgegeben; zwei von ihnen 
fallen in die Zeit von Gundling's, drei in die von Jablonski's 
Präsidium. Da die Philosophie ganz ausgeschlossen war und 
Themata von principieller Bedeutung nicht behandelt wurden, so 
ist der neue Geist der Wissenschaft nicht kräftig in diesen Bänden 
ausgeprägt, verleugnet sich aber doch in vielen Abhandlungen nicht. 
Akademische Schönrednerei, wie sie Montesquieu in den Lettres 
Persanes (1721) verspottet und wie sie sich später in den Abhand— 
lungen so breit gemacht hat, vermißt man mit Genugthuung, freilich — 
man vermißt auch noch jene treffliche formale Schulung des Geistes, 
durch die Frankreich die Völker Westeuropas im Zeitalter Lud⸗ 
wig's XIV. und des Regenten erzogen hat. Der 2. Band (1723), 
zu welchem die Mediciner und Chemiker noch nichts beigesteuert 
haben, enthält vornehmlich mathematische und astronomische Ab⸗ 
handlungen, außerdem nur sechs litterarische, unter denen der 
Vorschlag einer Universalschrift von D. Solbrig und eine Unter— 
suchung von Wachter über die Sprache des Codex Argenteéus 
hervorzuheben sind. 
Endlich entschlossen sich die Mediciner und Chemiker, nachdem 
das Collegium Medicum enge mit der Societät verbunden 
worden war, zur Mitarbeit. In dem 3. Band (1727) nehmen 
ihre Abhandlungen einen stattlichen Raum ein, und nicht minder 
in den folgenden Theilen. Es ist die Schule Georg Ernst 
Stahl's (1660 1734; Professor in Halle seit 16983, Leibarzt 
des Königs in Berlin seit 1716), des größten Chemikers 
seiner Zeit, des Vaters der Phlogiston-Theorie, die nun zu Worte 
kam. Jene Theorie, von Lavoisier widerlegt, hat doch fast ein 
Jahrhundert lang geherrscht und sich fähig erwiesen, die 
bisher zerstreuten und unzusammenhängenden empirischen Beob⸗— 
achtungen in eine Einheit zu fassen und neue, fruchtbare Unter⸗ 
suchungen anzuregen. Durch sie ist die Chemie erst zu einer 
Wissenschaft geworden, während sie bis dahin die dienende Magd 
der Mediein und der Goldmacherkunst gewesen war. Aber Stahl 
war nicht nur experimentirender Chemiker, sondern auch Arzt, und 
seine Eigenart bestand darin, diese beiden Aufgaben nicht vorschnell 
zu vermischen. Der Empirie hat er auch auf dem Gebiete der 
Heilkunde gehuldigt, aber eben deshalb lehnte er die mechanisch— 
mathematischen Theorien seines Rivalen Hoffmann. die ihm in
	        
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