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Erstes Buch. Geschichte der Brandenburgischen (k. preußischen) Societät der Wissenschaften unter Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. (1700-1740) Drittes Capitel. Geschichte der Societät von ihrer Einrichtung im Januar 1711 bis zum Tode Leibnizens (14. November 1716). Der Anfang der Regierung Friedrich Wilhelm's I.

Full text: Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin / Harnack, Adolf von (Public Domain)

Der König entzieht der Societät 1000 Thaler. 
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ließ er unverkürzt bestehen. Das Präsidenten- und Secretars-Gehalt 
wurden auf die Hälfte herabgesetzt, und weitere 500 Thlr. sollten 
den Betriebsgeldern der Societät entnommen werden. Ihr An⸗ 
sinnen, das Gehalt von Leibniz ganz zu streichen, würdigte er nicht 
eines Wortes. Es war eine heilsame Strafe für den Secretar, 
daß auch sein Gehalt um die Hälfte gekürzt wurde. Leibniz blieb 
in Amt und Würden; er mußte nur, wie andere Staatsbeamte 
auch, den Finanzen des Staats ein Opfer bringen. Wie der König 
aber über die Societät dachte, das bedarf keines Commentars. 
Er hatte sich Gundelsheim's Urtheil angeeignet, oder vielmehr — 
sein eigenes Urtheil, das in den letzten zwei Jahren durch keine 
wirklichen Leistungen der Societät als ungerecht erwiesen war, 
traf im Negativen mit der Feindschaft des „unwissenden Schleichers“ 
zusammen. Dieser zog die 1000 Thlr. für das medicinische Colle— 
gium ein. 
Die erste Gegenvorstellung, welche die Societät am 7. De— 
ꝛember 1714 durch den Hofprediger aufsetzen ließ, ist nicht abge— 
sandt worden; erst die zweite (15. December), übrigens nicht 
wesentlich verschiedene, wurde eingereicht. Die Societät kann zu— 
vörderst ihre Wehmuth nicht bergen, „indem wir vernehmen, wie 
Ew. K. Maj. in den Gedanken stehen, als ob die der Societät 
gewidmete Gelder zum Theil zu unnöthigen Dingen verwendet 
werden“. „Sollte aber der Seidenbau damit gemeint sein, so ist 
es an dem, daß die Societät wohl gewünschet hat, damit ver—⸗ 
schonet zu bleiben.“ Der verstorbene König habe ihn ihr auferlegt. 
Sehr bald sind die Herren wieder bei Leibnizens Gehalt, und sie 
bemühen sich noch einmal, ihm die 600 Thlr. zu entreißen, ver⸗ 
wenden sich aber lebhaft dafür, daß der Secretar sein volles Gehalt 
behalte. Aus der zweiten, eingereichten Eingabe erfährt man, daß 
bei Begründung des Kalenderwerks einige Mitglieder ihren eigenen 
CTredit eingesetzt hatten. Auch wird gesagt, die Societät sei schon 
proprio motu vor drei Jahren mit der Aufrichtung des theatri 
anatomici umgegangen, aber sie habe den nöthigen Raum nicht 
gehabt; auch Anderes habe sie projectirt, aber überall habe es an 
Geld gefehlt; nun würden ihr noch 1000 Thlr. genommen. Der 
Abschnitt über Leibniz lautet in der wirklich eingereichten Eingabe 
fast genau so wie im ersten Entwurf. Seine Wiener Anstellung 
dient als Begründung. „So ist man auf den Gedanken gerathen, 
ob nicht diese obligatio ex causa (die ihm versprochenen 600 Thlr.) 
cessante causa erloschen und der Fall sich ereignet, auf welchen
	        
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