Der König entzieht der Societät 1000 Thaler.
151
ließ er unverkürzt bestehen. Das Präsidenten- und Secretars-Gehalt
wurden auf die Hälfte herabgesetzt, und weitere 500 Thlr. sollten
den Betriebsgeldern der Societät entnommen werden. Ihr An⸗
sinnen, das Gehalt von Leibniz ganz zu streichen, würdigte er nicht
eines Wortes. Es war eine heilsame Strafe für den Secretar,
daß auch sein Gehalt um die Hälfte gekürzt wurde. Leibniz blieb
in Amt und Würden; er mußte nur, wie andere Staatsbeamte
auch, den Finanzen des Staats ein Opfer bringen. Wie der König
aber über die Societät dachte, das bedarf keines Commentars.
Er hatte sich Gundelsheim's Urtheil angeeignet, oder vielmehr —
sein eigenes Urtheil, das in den letzten zwei Jahren durch keine
wirklichen Leistungen der Societät als ungerecht erwiesen war,
traf im Negativen mit der Feindschaft des „unwissenden Schleichers“
zusammen. Dieser zog die 1000 Thlr. für das medicinische Colle—
gium ein.
Die erste Gegenvorstellung, welche die Societät am 7. De—
ꝛember 1714 durch den Hofprediger aufsetzen ließ, ist nicht abge—
sandt worden; erst die zweite (15. December), übrigens nicht
wesentlich verschiedene, wurde eingereicht. Die Societät kann zu—
vörderst ihre Wehmuth nicht bergen, „indem wir vernehmen, wie
Ew. K. Maj. in den Gedanken stehen, als ob die der Societät
gewidmete Gelder zum Theil zu unnöthigen Dingen verwendet
werden“. „Sollte aber der Seidenbau damit gemeint sein, so ist
es an dem, daß die Societät wohl gewünschet hat, damit ver—⸗
schonet zu bleiben.“ Der verstorbene König habe ihn ihr auferlegt.
Sehr bald sind die Herren wieder bei Leibnizens Gehalt, und sie
bemühen sich noch einmal, ihm die 600 Thlr. zu entreißen, ver⸗
wenden sich aber lebhaft dafür, daß der Secretar sein volles Gehalt
behalte. Aus der zweiten, eingereichten Eingabe erfährt man, daß
bei Begründung des Kalenderwerks einige Mitglieder ihren eigenen
CTredit eingesetzt hatten. Auch wird gesagt, die Societät sei schon
proprio motu vor drei Jahren mit der Aufrichtung des theatri
anatomici umgegangen, aber sie habe den nöthigen Raum nicht
gehabt; auch Anderes habe sie projectirt, aber überall habe es an
Geld gefehlt; nun würden ihr noch 1000 Thlr. genommen. Der
Abschnitt über Leibniz lautet in der wirklich eingereichten Eingabe
fast genau so wie im ersten Entwurf. Seine Wiener Anstellung
dient als Begründung. „So ist man auf den Gedanken gerathen,
ob nicht diese obligatio ex causa (die ihm versprochenen 600 Thlr.)
cessante causa erloschen und der Fall sich ereignet, auf welchen