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Zur Geschichte des Schindlerschen Waisenhauses

Full text: Schindlerianer-Album (Public Domain)

noch lebten und durch persönliches Eingreifen ihr Werk zu 
fördern suchten, blieb ihm diese Stellung gewahrt zum Segen 
der Anstalt. Als der erste Inspektor, Johann Heinrich Glörfeld, 
nach fünfziejähriger Tätigkeit an der Anstalt im Jahre 1784 
starb, haben die damaligen Kuratoren, unter ihnen der bekannte 
Probst Spalding, seiner unter Ausdrücken wärmster Anerkennung 
yedacht. Dass aber auch die Zöglinge sowohl ihm als seinem 
Nachfolger, dem Inspektor Müchler, 1784—1800, mit grosser 
Liebe zugetan waren, ergibt das Zeugnis eines Zöglings, des 
Buchhändlers Georg Rein zu Leipzig, der in seinem Alter mit 
rührenden Dankesworten des im Waisenhause verlebten Jahr- 
zehnts 1775—85 gedenkt. Sie finden sich in einem Briefe 
an den Kriegsrat Müchler, den Sohn des Inspektors, vom 
Jahre 1830 und lauten, offenbar in Anspielung anf das 
Schindlersche Wappen: | 
„Ihr Brief war mir ein Ölzweig, den mir eine Taube als 
Erinnerung an das Paradies unseres ersten Blütenalters brachte, 
und ich werde jene Tage meines Lebens nie vergessen, so 
lange ich lebe; denn sie waren die glücklichsten, die mir meine 
jetzige Bestimmung gaben, zu der ich schwerlich gelangt sein 
würde, wenn Sie und Ihre würdigen Eltern nicht damals mir 
Lehrer, Vater und Mutter gewesen wären.“ 
Über den dritten Inspektor Beuster (1801—89) finden sich 
zwar kaum ähnliche Äusserungen, dass aber auch er seinen 
Platz trefflich ausgefüllt hat, wird neben manchem anderen da- 
durch bezeugt, dass unter ihm 46 Zöglinge in die Prima und 
9 in die Obersekunda des grauen Klosters aufgenommen wurden. 
Unter ihm fand 1812 der Umzug in das Fickersche Haus statt. 
Er ist offenbar ein Mann von grosser Tatkraft, Umsicht und 
Ordnungsliebe gewesen. Alles was für die Geschichte der 
Austalt von Bedeutung war, sammelte er sorgfältig. Von ihm 
stammen die Nachrichten, wie Stiftungs- und Weihnachtsfeste 
vefeiert wurden, ebenso Pläne von dem alten Hause in der 
Wilhelmstrasse und von dem jetzigen Hause vor dem Umbau. 
sehr genau sind seine Aufzeichnungen über die Vorbereitung 
und den Verlauf der Säkularfeier der Anstalt im Jahre 1830, 
Er setzte sich im April 1839 zur Ruhe und starb schon im 
Dezember darauf in Lenzen bei seinem Sohne.
	        
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