Berlin ungeheures Aufsehen erregte. Ein Mollenfabrikant
Heitchen aus der Poststraße — die Firma hatte sich dort
noch bis vor kurzem erhalten — hatte den Mogbiter Schützen—
platz besucht und sich namentlich in den daselbst aufgerichteten
Bierzelten mit Damenbedienung bis tief in die Nacht hinein
vergnügt; aus einem derselben soll er sich endlich in Begleit—
ung einer der Biernymphen entfernt haben; etwas später
wollte man vom Felde her Hilferufe gehört haben, denen aber
weiter keine Beachtung geschenkt wurde; in der Morgenfrühe
fand man ihn an bezeichneter Stelle mitten in einem Korn—
felde in seinem Blute schwimmend und leblos vor. Von den
Thätern ist niemals eine Spur gefunden worden, weshalb im
laufenden Jahre die auf jene Blutthat bezüglichen Gerichts⸗
akten endgiltig beiseite gelegt worden sind. Es war dies die
zweite Mordthat, die auf dem Moabiter Gelände zu verzeichnen
ist. Die erste hatte sich bereits im Jahre 1838 in einem
an der Birkenstraße belegenen kleinen Wirthshaus, das seitdem
den Namen „der Totschlag“ führte, ereignet; in diesem Falle
wurden die beiden Mörder ermittelt und gerichtet, wogegen
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der Frau Geheimsekretär Paepke, Dreyfestraße 9, am
3. November 1885) ungesühnt geblieben ist.
Gegen die Mitte der 70er Jahre wurde die Bremerstraße
angelegt, die erst im Januar 1877 ihren jetztigen Namen erhielt,
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erfolgte an ihr der Bau einer Reihe von Häusern zunächsi
der jetzigen Waldenserstraße; die völlige Bebauung der West—⸗
seite ging erst ausgangs der 80er Jahre vor sich, wo auch
auf der Ostseite die im Jahre 1889 eröffnete 172 185.
Gemeindeschule errichtet wurde.
Der freie Platz, der zwischen letzterer und der Markt—
halle verblieb, wurde, soweit er nicht zur Erbauung eines
Gerätheschuppens für die städtische Parkverwaltung gebraucht
wurde, im Jahre 1892 mit Baum- und Buschanlagen versehen
und zu einem Spielplatz hergerichtet, der alsbald nicht minderen
Zuspruch als die gleichartigen Plätze des kleinen Tiergartens
fand; trotz seines mäßigen Umfanges muß er für die sich
immer dichter bevölkernde Umgebung als eine höchst schätzens—
werthe Annehmlichkeit bezeichnet werden, wenn er auch der
Kinderwelt natürlich nicht annähernd jene Freiheit des Spielens
zu bieten vermag, deren sich die fruͤheren Jahrgänge unserer
Moabiter Jugend zu erfreuen hatten.