Fritz Mauthner
„Ah!“ rief Frau Bünding mit sichtlicher Genug—
thuung.' „Führen Sie die gnädige Frau in den Salon.
Sie können sich eine Viertelstunde ausruhen, liebes
Fräulein. Es ist nämlich ...“
Sie nannte den Namen einer berühmten Frau,
einer Dichterin, welche einmal entscheidend und glück—
lich in die Frauenbewegung eingegriffen hatte.
Ella blieb kaum zehn Minuten allein. Dann
führte Frau Bünding ihren Besuch durch das Boudoir
hindurch. Eine ältere Dame, deren scharf geschnittenes
Profil in Berlin wohlbekannt war.
„Ich wollte wirklich nur für den großen Beitrag
danken, Frau Bünding, welchen Sie unserem Werke
gewidmet haben. Solche Summen verpflichten.“
„Ich habe es aus reiner Begeisterung gethan,“
sagte Frau Bünding mit ganz veränderter schmeicheln—
der Stimme. „Aber ich bin doppelt glücklich, weil ich
diesem Zufall die Freude verdanke, eine so berühmte
Kollegin zum erstenmal in meinem Hause begrüßen
zu dürfen.“
„Ach? Sie schreiben auch, Frau Bünding?“
„Es ist mein einziges Glück. Eine geschiedene
Frau, was wollen Sie. Bescheidene Sachen. Aber
man nimmt sie mir immer gern ab. Wenn Sie er—
lauben, so will ich Ihnen meine letzte Novelle ..:“
„Ach,“ rief die berühmte Frau, „da finde ich ja
eine junge Freundin. Wie geht es Ihnen, Fräulein
von Kremmeustett?“
— 749 —