schriftstellerei
Also vorwärts. Wir müssen heute fertig werden.
Ach, es ist so langweilig, das ewige Andernmüssen.“
Frau Bünding streckte sich in ihrem hellen Morgen—
rock auf der Chaiselongue aus und begann zu diktieren.
Ella mußte sich immer wieder darüber wundern, daß
die Dame so ganz ohne heiliges Feuer, offenbar ohne
volle Aufmerksamkeit bei ihrer Arbeit war. Theophilie
Bünding war ja keine berühmte Schriftstellerin; aber
immerhin wußte Ella, daß ihre kleinen Novellen ge—
druckt wurden. Sie selbst hatte einmal eine solche Ge—
schichte in dem Feuilleton ihrer wohlfeilen Zeitung
gelesen und wie so oft die Schriststellerin um dieses
Glück ein bischen beneidet. Wie war es nur möglich,
daß diese Dame beim Ausschmücken und Aussfeilen der
eigenen Dichtung von Zeit zu Zeit sogar gähnte?
Wie in den letzten Tagen, so ging es auch heute.
So lange Frau Bünding ihre Novelle unverändert
diktierte oder nur kürzte, ging es mit nachlässiger
Schnelligkeit vorwärts, so daß die Stenographin trotz
ihrer Gewandtheit kaum zu folgen vermochte. Dann
war wieder ein neuer Satz einzufügen, uund da war
es eine wahre Qual, wie die Schriftstellerin nach Worten
und Wendungen suchte und schließlich der Schreiberin
oft die Auswahl unter ähnlichen Sätzen überließ. So
ging es also heute wieder eine gute Stunde.
Frau Bünding gähnte wieder einmal, da klingelte
es draußen, und gleich darauf brachte das Mädchen
eine Karte herein.