Am Thiergarten
dringlichen Damen, mögen sie nun ihren würdigen
Gatten treu oder die Maitressen gleich würdiger Herren
sein, die zuerst Lumpereien begehen und dann, je
nach dem Glück, in's Zuchthaus kommen oder sich
erschießen, oder auch das Erraffte behalten, nicht zur
Berliner Gesellschaft, sondern zum Bodensatz dieser
Gesellschaft, und sind für Berlin W. so wenig charak—
teristisch, wie etwa die Wiener Damen dieser Art für
die dortige Gesellschaft.
über diese Frauen also haben wir hier nicht
zu sprechen, wohl aber über andere, die nur die Un—
kenntnis oder Böswilligkeit mit ihnen vermengen
kann: Den jüngsten Kreis dieser jungen Gesellschaft,
den Reichtum in der ersten Generation. Dieser Kreis
hebt sich allerdings von jenem ab, der bereits im
Reichtum geboren ist, aber durchaus nicht durchweg
durch schlechtere Eigenschaften. Scharf geschieden sind
die beiden Kreise äußerlich nur zum Teil, gleichwohl
sind sie dem kundigen Blick leicht unterscheidbar.
Ja, wiederhole ich, dieser Unterschied besteht;
hingegen bedingt gerade in diesen Schichten die Kon—
fession eine viel geringere Verschiedenheit der Lebens—
anschauung und Lebensführung, als man vielfach be—
haupten hört. Frau Kommerzienrat Christian A.
und Frau Kommerzienrat Moritz B. kleiden sich
beiläufig in derselben Art, führen ihr Haus auf dem—
selben Fuß, erziehen oder verziehen ihre Kinder in
der gleichen Weise; höchstens sehen sie — und auch
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