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Die Marktfrau

Full text: Die Berlinerin / Wolff, Ulla (Public Domain)

J. Trojan 
Man sagt, daß es gefährlich sei, mit ihnen anzubinden. 
Ich kann darüber aus eigener Erfahrung nichts berichten, 
jedenfalls aber würde ich Den, der sie zum Streit 
herausforderte, für einen großen Thoren halten. 
Am meisten Verkehr habe ich auf dem Markt mit 
den Gemüse-, Obst- und Blumenfrauen, zu denen 
botanisches Interesse mich hinzieht. Ich kann nur 
sagen, daß mit ihnen leicht und angenehm zu ver— 
kehren ist. Daß es mich erfreut, „lieber Herr“ ge— 
nannt zu werden, habe ich schon erwähnt. Und wie 
hübsch klingt es, wenn eine junge Frau, begleitet von 
dem Mädchen, das den Marktkorb trägt, in ihre Nähe 
kommt: „Gehen Sie doch nicht vorbei, mein Lamm! 
Hier, mein Herzchen, ist ja alles was Sie suchen.“ 
Tritt Jemand an einen Verkaufsstand heran, so 
denkt die Händlerin natürlich, daß er etwas kaufen 
will. Das hat mich manchmal in Verlegenheit ge— 
bracht, weil ich nur die Absicht hatte, mir die aus— 
gelegte Ware anzusehen. In solcher Lage habe ich 
zuweilen etwas gekauft, das ich nicht haben wollte, 
einmal z. B. ein großes Stück Kürbis, daß ich nach— 
her, da ich Kürbis in keiner Form der Zubereitung 
genießen kann, absichtlich in einem Wagen der Stadt— 
bahn liegen ließ. Dieser Kürbiskauf war eine Folge plötz- 
licher Verwirrung, in andern Fällen habe ich, wenn 
ich einsah, daß ich Anstandes halber etwas kaufen 
mußte, besonnener gehandelt und ohne langes Feilschen 
eine Stange Meerrettich oder eine Schlangengurke oder
	        
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