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Die musikalische Berlinerin

Full text: Die Berlinerin / Wolff, Ulla (Public Domain)

Die musikalische Berlinerin 
einen bedeutenderen Record festgestellt hat und heute 
in der Lage ist, der Pariser Massenleistung reichliche 
Points vorzugeben. Der Grund hierfür liegt vor— 
nehmlich in der ganz anders ausgebildeten Publizität, 
in der Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit, mit der 
die Berliner Presse alle musikalischen Ereignisse be— 
gleitet und registriert. Der Berliner Berichterstatter 
vervielfältigt sih Abend für Abend, um Jedem und 
Jeder mit ausführlichen und wohlmotivierten Gut— 
achten gerecht zu werden, während der Pariser Chro— 
niqueur sich nur durch die äußersten Zwangsmaßregeln 
in ein Konzert treiben läßt und dann im besten Falle 
mit einem bedeutungslosen Cliché von drei oder vier 
Zeilen seinen kritischen Pflichten genügt. Dazu kommt, 
daß es in Deutschland Dutzende von Musikstädten 
giebt, für die Berlin maßgebend geworden ist als die 
Censurstadt par excellence und als das unerschöpf⸗ 
liche Gros-Lager für die musikalischen Detail-Bedürf— 
nisse der Provinz. Und so haben wir es denn glück— 
lich bis auf nahezu achthundert Konzerte innerhalb 
eines Winters gebracht, und der Konzertdirektor 
Hermann Wolff, der fernhinwirkende Schutzpatron 
all der großen Spieler und kleinen Spielwüteriche, 
bereitet wohl schon eine Saison vor, in der wir vom 
hundertsten ins „tausendste“ kommen. Mag die ein— 
zelne Veranstaltung auch an sich geringe Bedeutung 
besitzen, so zieht doch jede ihre Wellenkreise, sie sugge— 
riert neue Ideen, verbreitert das Interesse, und wie
	        
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