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Aphoristisches

Full text: Causerien über Theater / Fontane, Theodor (Public Domain)

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Sicher ist einem nur das Unbehagen über die Unnatur. 
Alle diese Rollen, wer immer sie spielen mag, sehen sich 
zum Verwechseln ähnlich, weil das, was einen Unterschied 
schaffen könnte, den Darstellerinnen gleichmäßig fehlt. 
Denn der Humor zählt nicht zu den Attributen des weib- 
lichen Geschlechts. Auch von den literarisch mutigsten 
Frauen existiert meines Wissens kein humoristischer Roman. 
(25. September 1875.) 
Es gibt drei große Rollengruppen — alltägliche, 
leidenschaftliche, historische. 
Die alltäglichen herrschen vor, was, wenn nicht ein 
Glück für die Kunst, so doch jedenfalls ein Glück für 
die Schauspieler ist. Denn im selben Augenblicke, da 
von den sieben Tagen der Woche fünf auf Benedix und 
Bauernfeld und die Birch entfallen, blüht ebenso 
gewiß des Schauspielers Weizen, wie der Kritiker sich 
in der allemal heiß ersehnten Lage sieht, sämtlichen 
Herren und Damen nur Angenehmes sagen zu können. 
Die steifbeinigen Majore, die bei jedem Trommelschlag 
elektrisch zusammenfahren, die Maler, Professoren und 
Afrikareisenden, vor allem aber die den gesamten Adel 
deutscher Nation beständig in der Tasche habenden Chef— 
redakteure werden nun plötzlich in Permanenz erklärt, 
und die Herren Oberländer und Krause, Link und 
Liedtcke, Keßler und Kahle haben auf unbestimmte 
Zeit hin ungetrübte Tage. Jeder steht an seinem Platz; 
alles klappt und paßt. Denn wer wäre schließlich kom— 
merzienrätlich-prädestinierter als Herr Oberländer, und 
wen hätte die Natur mehr auf den Badekommissar Sittig 
hin gebildet als Herrn Link! Und wirklich, Abend um 
Abend verläßt man, solange es dauert, seinen Parkett—
	        
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