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Schauspieler Therese Breitbach

Full text: Causerien über Theater / Fontane, Theodor (Public Domain)

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ich durch all diese Jahre hin in der nicht immer erfreulichen 
Stellung eines Kritikers erlebt habe. Denn es bedeutete 
den Sieg schöner menschlicher Eigenschaften: der Offenheit, 
der Zuverlässigkeit, der Pflichttreue, der Tapferkeit und 
Herzensgüte (der Abwesenheit, von Neid und Intrige 
ganz zu geschweigen) über all das andere, das in seiner 
Schwankendheit und Fragwürdigkeit, seiner immer größer 
werdenden Abhängigkeit von der Mode doch erft in 
zweiter Reihe steht. Gut gewesen sein ist immer was 
und überdauert die Windfahne Tagesruhm, die heute 
so steht und morgen so. Man spielte die „Grille“ der 
Birch-Pfeiffer. Den ersten Kranz legte gleich nach 
Schluß des ersten Aktes Herr Liedtcke — wohl der 
Einzige noch, der vor beinahe dreißig Jahren das erste 
Auftreten der Frau Breitbach miterlebt hat — vom 
Parkett aus auf die Bühne nieder. Er war sichtlich 
bewegt. Dann vergingen der zweite und dritte Akt ohne 
Huldigungen; sie waren für den vierten, der die Haupt— 
szene der alten Mutter Fadet bringt, aufgespart. Und 
am Schluß dieser Szene begann nun aus Logen und 
Parkett ein Kränzeregen, der sich, als der Vorhang nach 
dem vierten Akte fiel, wiederholte. Wahre Blumen— 
kunstwerke, darunter als schönstes ein Rosenkorb, wurden 
auf die Bühne hinaufgereicht und alles, was mitspielte, 
sah sich bei der Einheimsung als Auxiliartruppe mit 
herangezogen. Dabei (nicht jedem glückt dergleichen) machte 
sich Landry Barbeaud (Herr Müller) vorzüglich. Er hatte 
sichtlich seine Freude daran und sah aus, als wär' er 
beim Erntefest in Cosse oder Le Priche. Dann trat 
Frau Breitbach, die sich inzwischen umgekleidet hatte, 
vor, um dem Publikum ihren Dank auszusprechen, was 
mit bemerkenswerter rednerischer Gewandtheit und dennoch 
ganz in der liebenswürdigen und bescheidenen Weise
	        
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