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Dramatische Werke Shakespeare

Full text: Causerien über Theater / Fontane, Theodor (Public Domain)

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durch Zauberstäbe, meergrüne Knöchelschuhe und allerhand 
Lichtreflexe nicht gehalten werden kann. Mit Trauer 
sprechen wir es aus: der poetische Gehalt des Stückes 
geht ganz und gar verloren; man sieht überall den russi— 
schen Bauer Iwan, der sich eine Flugmaschine anschnallte 
und kühnlich vom Turme sprang; er schlug mit den 
Brettern dreimal zusammen und — da lag er. Auch 
hier keine Spur von jener Kraft, die nach oben trägt, die 
im Üther erhält. Ich kann es beteuern, daß von der 
Schönheit und Lieblichkeit, von der Grazie und Schelmerei 
dieser entzückenden Dichtung auch nicht eine Zeile zu mir 
gesprochen hat. Es ging alles verloren. Es ging ver— 
loren, weil es an jeder Herzensstellung zu diesen Dingen 
fehlt, weil alles rein äußerlich bleibt und zuletzt auch dies 
Äußerliche nicht einmal genügt. Ich meine, wenn ich 
von Äußerlichem spreche, nicht die bloße Erscheinung. 
Diese (namentlich die des Puck) war sehr hinnehmbar. 
Aber welche Stimmen! Die eine nicht ungefällig, aber 
soubrettenhaft, die andere ganz „Berliner Madam“, die 
mit Morgenhaube und eingeflochtenem Haar über den Ge— 
müsemarkt schreitet. Und das alles Oberon, der Elfenkönig! 
Der Menschheit tiefste Prosa faßt mich an. Gern heb' ich 
hervor, daß Fräulein Buska (Titania) wie ein Stern 
leuchtete. Sie weidet wie ein Reh in dieser grünen 
Waldesdichtung, während Elfenkönig Oberon wie ein 
Sechzehnender durch die Gehege bricht. 
Das Haus machte einen heiteren Eindruck. Alles 
war in bester Laune und deshalb dankbar. Der erste 
Rang blitzte von Uniformen. Ein Jahr und einen Tag 
nach dem Tage von Gravelotte. Was lag alles dazwischen!
	        
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