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Dramatische Werke Wildenbruch

Full text: Causerien über Theater / Fontane, Theodor (Public Domain)

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Dazu gesellt sich noch, und zwar hier zum ersten 
Male, die größte der dramatischen Gaben: die Fähigkeit 
des Hinstellens klar und bestimmt gezeichneter Gestalten, 
die gerade da, wo sie sich am bedeutendsten zeigen, eine 
lapidare Simplizitätssprache sprechen, eine Sprache, die 
den Vergleich mit den berühmtesten Vorbildern nicht zu 
scheuen hat und in einem merkwürdigen Widerspruche zu 
dem Schön- und mitunter sogar Konfus-Redensartlichen 
steht, wovon auch die „Quitzows“ an ihren weniger 
gelungenen Stellen nicht frei sind. Die bestgezeichneten 
Gestalten des Stückes sind die Dietrichs v. Quitzow selbst, 
dann die des Burggrafen Friedrich und des Henning 
Perwenitz, ersten Bürgermeisters von Berlin. Alle über— 
ragt die Gestalt Dietrichs v. Quitzow — an Wirkung 
gewiß und ebenso an Kern und Mark der Sprache. 
Zieht man aber in Erwägung, daß der Burggraf und 
der erste Bürgermeister die schwerer zu zeichnenden Ge— 
stalten waren, so stellen sie sich, was Gabe der Charakte— 
ristik angeht, vielleicht ebenbürtig neben die Quitzowgestalt. 
Namentlich Perwenitz, der in seiner Mischung von berlinisch 
sprechender und hier und da spießbürgerlicher Alltäglichkeit 
mit Mut, politischer Klugheit und patrizischem und bürger— 
meisterlichem Standesbewußtsein eine sehr bemerkenswerte 
Gestalt ist. 
Ein Beweis für die glänzende Findigkeit Wilden— 
bruchs, von der ich sprach, ist in diesem Stücke die 
Gestalt des Schmiedegesellen Köhne Finke. Köhne Finke 
ist in gewissem Sinn eine historische Figur. Die berühmte 
altpommersche Ballade von der Erstürmung Ketzer— 
Angermündes durch die Märker unter Gans von Putlitz 
schließt mit folgender Strophe: 
Der aber, der dies Lied euch sang, 
Ein Schmiedeknecht ist er schon lang,
	        
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