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Full text: Causerien über Theater / Fontane, Theodor (Public Domain)

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246 — 
Fitger. 
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Von Gottes Gnaden. 
Freie Bühne. 
4. Mai 1890. 
Nach dem Eindruck, den ich ein halbes Jahrzehnt 
zurück von der Lektüre des Stücks empfangen hatte, mußte 
ich annehmen, daß von der „Freien Bühne“ durch Vor— 
führung dieser Fitgerschen Arbeit eine allmähliche Wieder— 
hinüberleitung in das Gewohnheitsmäßige beabsichtigt 
werde, eine der gemäßigten Zone wieder zugewandte 
Gradatim-Akklimatisierung, also etwa Rückkehr aus der 
AÄquatorialprovinz nach der Mittelstation Sizilien oder 
Korfu. Dem gestern empfangenen Eindrucke nach aber 
war es ein paar Modernitäten abgerechnet eine plötzliche 
und unvermittelte Rückkehr von Wadelai nach Rummels— 
burg. So kam es denn, daß sich mancher erkältet fühlte, 
ja daß von mehr als einer Seite her die Vermutung laut 
wurde, das Ganze sei ein Coup der Komiteeherren, die 
mit Hilfe dieses Stücks der „alten Richtung“ den Sieg 
der „neuen“ aufs Evidenteste hätten erweisen wollen. 
Alles natürlich ein Scherz; tatsächlich aber wurde das 
Arthur Fitgersche Stück gründlich abgelehnt. 
Eine kleine deutsche Fürstin verliebt sich in ihren 
Milchbruder Wolfgang, einen Forstwärter, und benutzt 
die Nähe einer zufällig zu Abend läutenden Kapelle, sich 
mit ebendiesem Milchbruder, einem Blagueur comme-il- 
faut, trauen zu lassen. Inzwischen dringt die französische 
Revolution, an der sich auch Milchbruder Wolfgang be— 
teiligt, derartig rasch vor, daß sich Fürstin Anna Leonore
	        
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