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Fitger.
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Von Gottes Gnaden.
Freie Bühne.
4. Mai 1890.
Nach dem Eindruck, den ich ein halbes Jahrzehnt
zurück von der Lektüre des Stücks empfangen hatte, mußte
ich annehmen, daß von der „Freien Bühne“ durch Vor—
führung dieser Fitgerschen Arbeit eine allmähliche Wieder—
hinüberleitung in das Gewohnheitsmäßige beabsichtigt
werde, eine der gemäßigten Zone wieder zugewandte
Gradatim-Akklimatisierung, also etwa Rückkehr aus der
AÄquatorialprovinz nach der Mittelstation Sizilien oder
Korfu. Dem gestern empfangenen Eindrucke nach aber
war es ein paar Modernitäten abgerechnet eine plötzliche
und unvermittelte Rückkehr von Wadelai nach Rummels—
burg. So kam es denn, daß sich mancher erkältet fühlte,
ja daß von mehr als einer Seite her die Vermutung laut
wurde, das Ganze sei ein Coup der Komiteeherren, die
mit Hilfe dieses Stücks der „alten Richtung“ den Sieg
der „neuen“ aufs Evidenteste hätten erweisen wollen.
Alles natürlich ein Scherz; tatsächlich aber wurde das
Arthur Fitgersche Stück gründlich abgelehnt.
Eine kleine deutsche Fürstin verliebt sich in ihren
Milchbruder Wolfgang, einen Forstwärter, und benutzt
die Nähe einer zufällig zu Abend läutenden Kapelle, sich
mit ebendiesem Milchbruder, einem Blagueur comme-il-
faut, trauen zu lassen. Inzwischen dringt die französische
Revolution, an der sich auch Milchbruder Wolfgang be—
teiligt, derartig rasch vor, daß sich Fürstin Anna Leonore