138
Döring, ihr alter Lustspielpartner, zu ungezählten Malen
ihre gemeinschaftlichen Triumphe gefeiert haben. Und so
auch gestern wieder. Es läßt sich nichts Entzückenderes
sehen. Ich wähle diesen Ausdruck absichtlich, denn weit
über das bloße Amüsiertwerden hinaus hat man den
tiefergehenden künstlerischen Genuß, etwas in seiner Art
durchaus Vollkommenes auf sich wirken zu sehen. Und
dazu das Stück selbst. Wie wohltuend! Was ihm von
Alltäglichkeit und Sentimentalität anhaftet, verschwindet
neben der Fülle seiner Vorzüge. Zwei, drei Winter lang
seh' ich nun französische Komödien und freue mich, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, ihrer Kunst, will sagen:
ihres Aufbaus, ihrer geschickten Schürzungen und Lösungen,
ihrer wundervollen Detailbehandlung, ihres pointierten
Dialogs. Aber unter allen diesen Stücken ist keines, in
dem so viel gesundes Leben steckte wie in diesem „Stören—
fried“. Alle haben sie etwas mehr oder weniger Ge—
künsteltes, Gezwungenes, während mir der Wert eines
Kunstwerks umgekehrt in seiner Ungezwungenheit zu liegen
scheint. Schwierigkeiten überwinden, ist gut, aber uns
den Eindruck übermundener Schwierigkeiten ganz ersparen,
ist noch besser. Das höchste Maß von Kunst wird dies
gelegentlich erreichen, eine gute Natur jedoch hat es aus
sich selbst. Sie sieht richtig, und sie wählt richtig. Und
das entscheidet. Alles andere ist schließlich Larifari.
Ein glücklicher Stern stand über diesem Abend, der
in ungetrübter Heiterkeit verging. Was von Zwischen—
fällen sich einstellte, steigerte nur noch die gute Laune.
So beispielsweise während des zweiten Aktes. In dem—
selben Augenblick, da Herr Berndal die Worte ge—
sprochen hatte: „Gegen den Unverstand eines alten
Weibes hat auch der beste Mann keine Waffen“, erscholl
vom zweiten Range her ein vereinzeltes, aber intensives