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Kolorit ist das eines Bilderbogens, wo sich das Baum—
grün über die Köpfe und das Grasgrün über die Stiefel
ergießt. Vor seebefahrenen Matrosen, die eben von
den karaibischen Inseln heimkehren, kann dergleichen mit
Aussicht auf Erfolg gegeben werden; vor einem Publikum,
wie es sich bei ersten Aufführungen in unserem Schauspiel-
hause zu versammeln pflegt, verfällt es der Lächerlichkeit.
Der Leierkasper, der eigentliche Held des Stücks, steht
auf der tragischen Höhe des Suppenkasper. Doch gebe
ich dem Suppenkasper den Vorzug. Den dem Immer-
mannschen „Münchhausen“ entnommenen Stoff an
dieser Stelle wiederzugeben, wäre kaum geraten. Ab—
gesehen davon, daß der Roman zu unsern gekanntesten
Büchern zählt, wäre doch auch eine knappe Skizzierung
des Inhalts wenig imstande, das Urteil zu rechtfertigen,
das ich geglaubt habe abgeben zu müssen. Eine ein—
fache Wiedergabe der Hergänge würde nur die ursprüng⸗
lich vorhandene dramatische Gewalt einzelner Szenen
in den Vordergrund stellen. Woran das Stück scheiterte,
scheitern mußte, das steht nur insoweit in einem Zu—⸗
sammenhange mit dem Stoff, als gerade das Große
und Poetische auch aus einem poetischen Herzen heraus
gestaltet und das Schwert Caroli Magni oder die zum
Mord sich erhebende Axt nur mit einem gewissen
romantischen Grausen in die Hand genommen werden
muß. Wer nicht selber zittert bei Niederschreibung
solcher Szene, wessen Auge nicht den visionären Dolch
Macbeths, sondern immer nur die pappene Theater—
axt vor Augen hat, der bleibe fern von diesen Dingen, der
halte sich auf der Heerstraße des alltäglichen Lebens.
Das Erhabene zu behandeln, erheischt eine entsprechende
Naturanlage; fehlt diese, so geschieht der bekannte eine
Schritt, der an mehr denn einer Stelle dem romanti—