Maisanbauversuche.
Der Mais ist die einzige Graminee, welche ohne Lagergefahr die gröfsten
Stiekstoffmengen verträgt. Er verwertet überhaupt mit am besten von allen
Kulturpflanzen die stärkste Düngung. Aus diesem Grunde erscheint er für
die Landwirtschaft der Rieselfelder von der allergröfsten Bedeutung. Da
der Mais gleichzeitig in der Lage ist, weit höheren Körnerertrag als alle
anderen Getreidearten von gleicher Fläche zu liefern, und z. B. die Land-
wirtschaft Amerikas und der Donauländer eigentlich ganz von dieser Kultur-
pflanze beherrscht wird, so verdient er unsere weitere Beachtung. Zwei
Momente sind es, welche den Maisanbau erschweren, einmal die hohen An-
sprüche an die Kultur, insbesondere der schwierige Kampf gegen das Unkraut,
und dann hauptsächlich der Umstand, dafs er in unserem Klima nicht mit
Sicherheit reift. Der erste Punkt kann wohl überwunden werden. Was bei
den extensiven Verhältnissen bei dreifach so teuren Arbeitslöhnen in Amerika
möglich ist, sollte auch bei uns gelingen. Es gilt nur die entsprechenden
Kulturmaf(sregeln zu ergreifen. Dem zweiten Hinderungsgrund mufs be-
gegnet werden durch die Auswahl frühreifender Sorten. Es wurde deshalb
ein vergleichender Anbau mit den verschiedensten Maissorten, die aus dem
landwirtschaftlichen Versuchsgarten in Halle a. S., ferner aus Ungarisch-
Altenburg und aus anderen Quellen bezogen waren, angestellt. Es ist
darüber bereits unter den Gartenbauversuchen berichtet worden. Es fanden
sich doch sehr viele Sorten, die mit Sicherheit reifen, wenn natürlich auch
die frühreifenden Sorten nicht die hohen Ernteerträge bringen können als
die späten.
Um nun die Ertragsfähigkeit des Mais auf gröfseren Flächen zu er-
mitteln und namentlich festzustellen, ob vielleicht durch künstliche Trocknung
der Nachteil des späten Reifens der Pflanze bekämpft werden kann, wurde
auf Schlag 77 eine Tafel mit Mais angebaut. Die Einrichtung eines gröfseren
Trockenapparates in Grofsbeeren ermöglichte es, diesen Gedanken in Aus-
sicht zu nehmen. In Ungarn und anderen Maisländern wird auch meistens
auf dem Halm das Korn nicht genügend ausgereift, und es mufs deshalb
ein Nachtrocknen in den sogenannten Tschardaggen erfolgen. Alles dieses
ist natürlich umständlich und bei uns immer noch schwieriger als dort, weil
doch nicht der Maiskolben von vornherein so trocken gewonnen werden kann.