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Versuche über Trocknung von Gras, Blättern, Mais und Wurzelfrüchten

Full text: Landwirtschaftliche Versuche auf den Rieselgütern der Stadt Berlin im Jahre 1904 / Backhaus, Alexander (Public Domain)

94 Versuche über Trocknung von Gras, Blättern, Mais und Wurzelfrüchten. 
Kunstheu vorgesetzt wurde, nahmen dasselbe unbedenklich auf. Natürlich 
darf man nicht gleichzeitig grünes Gras und Kunstheu anbieten,‘ weil 
ersteres dann vorgezogen wird. Es wurden sodann zwei Ochsen vom 
9. September bis 28. Oktober aufgestellt und erhielten pro Tag 6 kg Gersten- 
schrot und 30 kg Kunstheu, als Nebenfutter noch etwas Rapsschale. Die Zu- 
nahme betrug in 50 Tagen 205 kg, mithin pro Kopf und Tag 2 kg. Es wurde 
hierbei eine Verwertung des Kunstheus zu 7 Mk. pro 100 kg erzielt. Der Ver- 
such ist aber nicht ganz mafsgebend, weil die Futterzusammensetzung nicht 
so günstig war. Es fehlte ein wässeriges Beifutter. Es wurden deshalb am 
26. November wiederum zwei Ochsen aufgestellt, die pro Tag nur 100 kg 
Rüben und 30 kg Kunstheu sowie ebenfalls als Nebenfutter etwas Raps- 
Schalen erhielten. Das Gewicht der aufgestellten Tiere war 1410 kg bei 
Beginn der Mast, und nach 22 Tagen, am 17. Dezember, 1540 kg, so dafs 
eine Zunahme von 130 kg stattgefunden hatte. Nimmt man das Kilo mit 
70 Pfg. an, so ergibt sich ein Geldwert der Zunahme von 91 Mk., hiervon 
22 dz Rüben A 1.20 Mk. = 26,40 Mk. in Abzug gebracht, verbleiben 64,60 Mk., 
das ist eine Verwertung des Doppelzentner Kunstheu zu 9,80 Mk. Die tägliche 
Zunahme betrug hierbei 3 kg pro Kopf und Tag, mithin ein recht gutes 
Resultat. 
Dafs Kunstheu aus Rieselgras einen hohen Nährwert haben mufs, lehrt 
dessen chemische Zusammensetzung. Schon im Jahre 1903 wurde nach 
einer Analyse von Professor Herzfeld eine Zusammensetzung von Kunstheu 
aus Rieselgras festgestellt, wie folgt: 
Wasser 10,17 %o 
Asche 10,57 
Fett 4,02 
Rohfaser 23,939 
Protein 16,02 
Nfr. Extraktstoffe 36.83 
Verdaulichkeitskoeffizient des Proteins 88,82 Prozent. 
Bei den diesjährigen Grasernteversuchen, die oben beschrieben sind, 
wurde ein weiteres Material über die Zusammensetzung von Rieselgras und 
Heu aus demselben gewonnen. Hiernach wurden sogar noch höhere Gehalte 
als in der eben angeführten Analyse ermittelt, nämlich: 
Trockensubstanz der trockenen Masse 83,04 %o 
Rohasche 10,536 
Rohprotein 23,248 
Rohfett 4,861 
Rohfaser 27,362 
Stickstofffreie Extraktstoffe 33.977 
Wir haben hier Zahlen vor uns, die dem Nährwert der Weizenkleie 
entsprechen. Es ist somit durch die Trocknung des Rieselgrases möglich, 
eine Art Kraftfutter darzustellen, weshalb ich das Produkt auch „Kraft- 
heu“ nennen möchte. Wenn der Marktpreis für Weizenkleie pro Doppelzentner
	        
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