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Full text: Die Städtische Taubstummenschule in Berlin / Gutzmann, Albert (Public Domain)

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ganz konsequent und grundsätzlich aus dem Unterrichte aus- 
schlossen und nur in der Lautsprache unterrichteten, trat auch 
die städtische Taubstummenschule ein. Und sie glaubt, diesem 
Standpunkte Treue gehalten zu haben bis auf den heutigen Tag — 
zum Segen ihrer Zöglinge! Sie fand darum ‚auch, Beachtung beim 
grossen Publikum wie bei den andern Taubstummenanstalten. Die 
damals zeitgemässen, von den städtischen Behörden angeordneten 
öffentlichen Prüfungen in der Taubstummenschule gaben dem 
Publikum Gelegenheit, von der Arbeit der jungen Anstalt Kenntnis 
zu nehmen und sein Verständnis und Interesse für die Taub- 
stummenbildungssache überhaupt immer mehr fördern bezw. anregen 
zu lassen. Von Fachleuten des In- und Auslandes zahlreich 
besucht, fand die städtische Taubstummenschule Gelegenheit, sich 
fachmännischem Urteile auszusetzen, wie für die reine Lautsprach- 
methode Propaganda zu machen. 
Unbeschadet der sittlich-religiösen Erziehung ihrer Zöglinge, 
welche auch die städtische Taubstummenschule als ihre höchste 
Pflicht erkennt, legt sie in ihrem Lehrplan das Hauptgewicht auf 
die Ausbildung derselben in der Lautsprache. Die Schule lässt 
sich auch in der Durchführung dieser Aufgabe nicht irre machen, 
weder durch die Schwierigkeiten, welche derselben die schwächeren 
Kinder bieten, noch durch den Hinweis auf die Thatsache, dass 
die in der Residenz sehr zahlreich angehäuften Taubstummen und 
Taubstummenvereine unter den Augen des grossen Publikums 
zumeist in der Gebärde verkehren, 
Nicht für den Verkehr mit den wenigen, die Gebärdensprache 
anwendenden Taubstummen will sie ihre Schüler ausbilden, sondern 
für den mit den vielen sprechenden Menschen, mit-der redenden 
und hörenden Welt, in welche sie ihr späterer Beruf stellt; sie 
will dieselben gleich den besten deutschen Anstalten in den Stand 
setzen, möglichst verkehrsfähig im späteren Leben dazu- 
stehen und mit ihren hörenden Mitmenschen im: Beruf wie im 
sittlichen Verhalten konkurrieren zu können. 
Bei einem weiteren Rückblick auf den Taubstummenunterricht 
zu Anfang des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts treten uns 
zwei Extreme in den Anforderungen an denselben entgegen. In 
beiden Fällen vergass man, dass man es mit taubstummen 
Kindern zu thun hatte und schoss weit hinaus über das mög- 
liche Ziel. 
Da war zuerst der sehr umfangreiche Unterrichtsstoff, der 
bewältigt werden Sollte. Ein Blick in die zu jener Zeit gebräuch- 
lichen Lehrbücher und Lehrpläne giebt ein Bild davon. Wenn
	        
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