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Porter und Ale. Jedoch wäre es falsch, aus dieser Thatsache folgern
zu wollen, dass das Flaschenbierlieferungsgeschäft sich zuerst bei den
auswärtigen Bieren eingebürgert hätte. Auch in den Zeiten, als das
Flaschenbierlieferungsgeschäft längst eine grössere Bedeutung erlangt
hatte, wird man vergebens nach Anzeigen suchen, welche das Berliner
Weissbier empfehlen. Wenn in diesen frühen Jahren und auch später in
den Annoncen nur von auswärtigen Bieren die Rede ist, so beweist dies
nur, dass diese Biere zu ihrer Einführung fortgesetzter Reklame be-
durften, während die Weissbierlieferungsgeschäfte eine solche für unnötig
hielten. Auf der anderen Seite lässt die zum Teil intensive Benutzung
der Reklame seitens der Niederlagen für auswärtige Biere auch einen
Schluss auf ihre kaufmännische Ueberlegenheit zu.
Zu gleicher Zeit geben diese Anzeigen aber auch nach einer
anderen Richtung hin wertvolle Fingerzeige; sie lassen in Verbindung
mit anderen Quellen erkennen, wie es in Berlin in jenen Jahren mit
den Bierverhältnissen überhaupt bestellt war. Was zunächst den
Konsum von Bier ausser dem Hause anbetraf, so konnte er geschehen
beim Gastwirt (auch Bierschänker genannt), im Restaurant und im
Cafe oder Kaffeehaus. Dabei war die Bedeutung dieser Bezeichnung
eine ähnliche wie heute: unter Restaurant verstand man ein Lokal
für das bessere Publikum, die Verabreichung warmer Speisen bildete
bei ihm, im Gegensatz zur Gastwirtschaft die Regel. Im Cafe erhielt
man ausser dem Getränk, von welchem der Name des Betriebes sich
herleitet meist nur Bayrische oder „echte“ Biere. Vielfach scheint in
diesen Cafe’s weibliche Bedienung vorgewaltet zu haben, denn in dem
Inseratenanhang des Berliner Adressbuches findet sich in diesen Jahren
bei einer Annonce die vielsagende Ueberschrift: Wo findet man ein
Cafe mit gutem bayrischen Bier ohne weibliche Bedienung? welche
Frage vom Fragesteller dann in beruhigender Weise beantwortet
wird. Das Kaffeehaus trägt einen gemütlicheren Charakter, es ver-
hält sich zum Cafe etwa wie der Gasthof zum Hotel, das feinere
giebt der Deutsche natürlich durch den französischen Ausdruck wieder!
Im Kaffeehaus gab es auch Weissbier, wie aus einer Annonce in
dem Jahrgang 1829 der Vossischen Zeitung hervorgeht. Zum Teil
besassen auch die Viktualienhändler die Ausschankgerechtigkeit für
Bier, wenigstens kann man es nicht anders verstehen, wenn es im
Adressbuch unter dem Branchenverzeichnis heisst: Bierschänker s. a.