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Aitzer unter dem Strich der neugegründeten „Pädagogischen
Zeitung“.
Damals drängte sich der Gedanke einer einheitlichen
Berliner Lehrerschaft aus taktischen Gründen mit aller Macht
uf, Um geschlossen vorgehen zu können, mußte man zu
dem Mittel der Delegiertenversammlung aller Schulen
and einer neutralen Petitionskommission greifen. Wenn
die Wogen sehr hoch gingen, vereinigten sich beide Divi-
onen auch zu einem gemeinsamen Korpsmanöver, genannt
„Allgemeine Lehrerversammlung‘“. Es war angebracht, einmal
Fraktur zu reden, hatten doch die städtischen Behörden
Auf 7 Petitionen, von 1867 an gerechnet, garnicht
Beantwortet.
. Aber was wollten denn die unzufriedenen Lehrer? oder
"chtiger gesagt: Was wollte denn die Stadt?
Der Feuilletonist antwortet darauf: „Geld sparen und
Lehrergehälter verbessern — sind das nicht zwei Gegen-
Sätze? Aber unsere Stadtverwaltung kann alles, — sie hat auch
dieses Problem gelöst. „Aber fragt mich nur nicht wie? —
Sagt Heine, und er hat recht.“
Die Lehrer der 70er Jahre wollten auch gar keine
Vernunft annehmen. „Warum“, so fährt der Feuilletonist
fort, „Sollte es denn nun kein Avancement mehr geben?
Grassierten nicht die Pocken in der Stadt, — stand die
Üholera nicht vor der russischen Grenze. Und dann noch
kein Avancement? Lächerlich! Arm in Arm mit diesen
beiden Gästen mußte auch der Stellenetat Erfolg haben.
Aber es kam anders. Die Pocken konnten den doppelt
and dreifach geimpften Schulmeistern nichts anhaben, und
lie Cholera blieb bei den Kosacken und Polen — so blieb
denn der arme Stellenetat allein und verlassen auf der Welt,
5anz auf seine eigene Kraft angewiesen. Armes Waisenkind!
Und was hat der Etat nun aus eigener Kraft bewirkt?
Es sind im Laufe des Jahres mit Einschluß der letzten Re-
Selung vom 1. Januar 1873 ungefähr 15 Glückliche aus dem
Durchschnittsgehalte nach der Stufe (650 Taler) gerückt.
Da im Durchschnittsgehalte aber etwa 250 Lehrer stehen, so
Sehören also 17 Jahre dazu. um die 600 Talerstufe zu durch-