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deutendste in dem Bestehen des Vereins genannt
Werden mag.“
„Von fortlaufenden Vorträgen, welchedas Material einzelner
Disziplinen darbieten, ist nun kaum mehr die Rede; fast
immer wird nur von der methodischen Behandlung der Gegen-
Stände gesprochen. Herr Diesterweg hält dergleichen
über das Lesen und Rechnen, sonst fassen seine Vorträge
entweder das Ganze der Erziehung und des Unter-
tichts ins Auge oder sie behandeln Gelegentliches
in eigentümlicher Art. So liest er über Beckers Leit-
faden zum Sprachunterricht in der Volksschule, über Vor-
Würfe, welche der neueren Schulerziehung gemacht
werden, erstattet Bericht über seine Reise nach Eckernförde
zum Besuch einer Schule des wechselseitigen Unterrichts und
hält dem Kirchenrat Schwarz, der in Heidelberg verstorben,
einen Nekrolog. Der Ordner Pischon sucht über-
treibende Aussprüche des eben Genannten in Vor-
irägen zu begrenzen und zu berichtigen . . .‘“
Der Gegensatz zwischen der Theologie und Diesterwegs
Pädagogik bezw. seiner und jener Weltanschauung kam am
krassesten bei einer Gedächtnisrede zum Ausdruck, die
Diesterweg am 15. September 1843 zu Ehren des durch
Selbstmord geendeten Hauptlehrers Naumann hielt, jenes
Mannes, dessen Vortrag ihn im Jahre 1825 so begeistert
hatte. Diese Rede, abgedruckt in den „Rheinischen Blättern‘‘,
ist ein Meisterstück Diesterwegscher Redekunst: sie ist aber
noch weit mehr ein unvergängliches Denkmal seiner tiefen
Kenntnis der Menschennatur, seines weichen Herzens, wahrer
Humanität und unerschrockenen Mannesmutes, der der Wahr-
heit zu allen Zeiten und in jeder Lage zum Siege verhilft.
In dieser Gedächtnisrede hat sich Diesterweg für die mit-
fühlende Menschenbrust das schönste Denkmal gesetzt.
— — — „Am 15. September“, so kritisiert Merget diesen
Zwischenfall, „hält der Direktor Diesterweg dem unglücklich
verstorbenen Hauptlehrer Naumann eine Gedächtnisrede, in
welcher er dessen Verdienste und sein Ende in einer Art darstellt,
welche später durch den Prediger Melcher und be-
sonders auch durch Herrn Schäffer Berichtigungen
erfährt...“