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IX. In Carmen Sylvas Königreich

Full text: Aus jungen und alten Tagen / Pietsch, Ludwig (Public Domain)

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eines Kinderschreibheftes gezackten Kamm, welche, weit über 
die Waldregion hinausragend, jenes Pelesch- und Schloßtal 
umwallen. Auffällig erschien mir in dem Ort selbst, neben 
den im Stil der Villen in den Vororten der Umgebung von 
Paris und in Baden-Baden ausgeführten Häusern, die ver— 
hältnismäßig große Zahl von solchen, welche ganz und gar 
das charakteristische Gepräge der modischen neuen Auflagen 
der alten Nurnberger Häuschen aus den Zeiten der deutschen 
Renaissance zeigen, mit steilen, schieferbedeckten Dächern, 
Erkern, Türmchen mit hohen, spitzen Kegel- und Pyramiden⸗ 
dachhelmen, hochgeschnitzten Galerien und Dachkonsolen, mit 
— 
Stockwerk über hohen Sockeln aus Hausteinen. Über den 
Grund dieser in der eleganten Sommerfrische eines französisch 
gesinnten Landes ziemlich befremdlichen Erscheinung hatte ich 
nicht lange in Zweifel zu bleiben. Die Straße der obersten 
Terrasse führt unmittelbar neben einer in diesem altertüm— 
lichen Stil erbauten, hochgelegenen Villa auf den vorderen 
Klosterhof, in welchem die größere, neue Kirche steht. Sein 
Plateau wird nach der Schlucht hin durch eine offene, bedeckte 
Holzpfeilergalerie geschlossen, von der aus die frommen Väter 
und ihre Gäste die prächtige Aussicht auf die Prahowa— 
schluchten vor ihnen und die Waldberge ringsum genießen. 
Die langbärtigen und langhaarigen alten und jungen Mönche, 
in den langen, dunkelbraunen Kutten und hohen, schwarzen, 
unten zylindrischen, sich oben zur Breite ihres großen, glatten, 
runden Deckels erweiternden, mit schwarzen Schleiern um— 
wundenen Popenmützen, schienen die Reize des Ortes auch 
jetzt noch, nachdem es mit seiner Weltverborgenheit für immer 
vorbei ist, recht wohl zu schätzen. Auch scheint die von dem 
feinsten Aroma des Waldes und der Höhen durchwürzte Luft 
ihnen vortrefflich zu bekommen. Alle Mönche, die hier 
plaudernd oder träumend umhersitzen oder in den beiden 
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