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eines Kinderschreibheftes gezackten Kamm, welche, weit über
die Waldregion hinausragend, jenes Pelesch- und Schloßtal
umwallen. Auffällig erschien mir in dem Ort selbst, neben
den im Stil der Villen in den Vororten der Umgebung von
Paris und in Baden-Baden ausgeführten Häusern, die ver—
hältnismäßig große Zahl von solchen, welche ganz und gar
das charakteristische Gepräge der modischen neuen Auflagen
der alten Nurnberger Häuschen aus den Zeiten der deutschen
Renaissance zeigen, mit steilen, schieferbedeckten Dächern,
Erkern, Türmchen mit hohen, spitzen Kegel- und Pyramiden⸗
dachhelmen, hochgeschnitzten Galerien und Dachkonsolen, mit
—
Stockwerk über hohen Sockeln aus Hausteinen. Über den
Grund dieser in der eleganten Sommerfrische eines französisch
gesinnten Landes ziemlich befremdlichen Erscheinung hatte ich
nicht lange in Zweifel zu bleiben. Die Straße der obersten
Terrasse führt unmittelbar neben einer in diesem altertüm—
lichen Stil erbauten, hochgelegenen Villa auf den vorderen
Klosterhof, in welchem die größere, neue Kirche steht. Sein
Plateau wird nach der Schlucht hin durch eine offene, bedeckte
Holzpfeilergalerie geschlossen, von der aus die frommen Väter
und ihre Gäste die prächtige Aussicht auf die Prahowa—
schluchten vor ihnen und die Waldberge ringsum genießen.
Die langbärtigen und langhaarigen alten und jungen Mönche,
in den langen, dunkelbraunen Kutten und hohen, schwarzen,
unten zylindrischen, sich oben zur Breite ihres großen, glatten,
runden Deckels erweiternden, mit schwarzen Schleiern um—
wundenen Popenmützen, schienen die Reize des Ortes auch
jetzt noch, nachdem es mit seiner Weltverborgenheit für immer
vorbei ist, recht wohl zu schätzen. Auch scheint die von dem
feinsten Aroma des Waldes und der Höhen durchwürzte Luft
ihnen vortrefflich zu bekommen. Alle Mönche, die hier
plaudernd oder träumend umhersitzen oder in den beiden
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