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von Ochsen gezogenen Lastwagen mit den knarrenden, speichen—
losen Rädern, an den Schaf- und Rinderherden, die auf dieser
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derer, die von dort kommen. Der Morgen dämmerte, als
wir am Fuß angelangt waren, bei dem von Quellen und dem
Gebirgsbach der Brzia umrauschten, von mächtigen Nußbäumen
beschatteten Dörfchen Clissura. In seinem schmutzigen Kani
ruhten wir beim Kaffee eine halbe Stunde von der nächtlichen
Fahrt aus. Dann ging es mit frisch vorgelegten Pferden
weiter ins ebene Land hinaus. Die Dörfer, die wir passierten,
lagen so sonntagstill da. Häßliche, blonde bulgarische Weiber
in kurzen, bunten Röckchen saßen vor den Türen. Mit der
höher steigenden Sonne stieg die Hitze zu immer stärkerer Glut.
Eine bange, ernste Besorgnis erfaßte uns. Fahrplanmäßig
mußte der von Ungarn und Serbien kommende Donaudampfer
um ein Uhr bei Lom-Palanka anlegen, um nach ganz kurzem
Aufenthalt stromabwärts weiter zu fahren. Ihn mußte ich
benutzen, um nach Giurgewo zu gelangen, von wo mich dann
die Eisenbahn nach Bukarest führen sollte. Nun war es be—
reits elf Uhr geworden, als wir die Station erreichten, wo
das letzte Anspannen stattfand. Auf unsere Frage, wie
lange die Fahrt bis Lom-Palanka dauern könne, hieß es:
mindestens fünf Stunden. Das war eine schlimme Aussicht!
Wir wandten uns an unseren neuen Postillon, einen hoch—
gewachsenen Bulgaren mit ernstem, bräunlich-blassem, schwarz—
bärtigem Antlitz und straffer Haltung, dessen Erscheinung in
hohem Grade vertrauenerweckend war, und drückten ihm
pantomimisch aus, daß ein reiches Trinkgeld für ihn bereit
sei, wenn er uns bis ein Uhr an die Donau brächte. Das
ihm gleich dargebotene Geld wies er zurück, nickte nur ruhig
mit dem Kopf und lud uns zum Einsteigen ein. Und dann
begann eine so rasende Fahrt, wie sie sich keine Phantasie
hätte träumen können. Wie ein hellenischer Wettkämpfer im