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IV. Hochsommertage in Süditalien und Sizilien. (1874)

Full text: Aus jungen und alten Tagen / Pietsch, Ludwig (Public Domain)

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rühmte Benediktinerkloster San Nicola mit seinem gewaltigen 
Dom, das sich rühmen darf, das größte Europas zu sein, wie 
letzterer, die großartigste und schönste Orgel der Welt zu be— 
sitzen. Leider besitzt er dafür auch eine kolossal angelegte und 
noch vor erreichter Hälfte der Höhe unvollendet gelassene 
Fassade, deren riesige Säulenstümpfe nun wie die an den 
Gebäuden der Palazetta Messinas dastehen. Die Kirche, in 
grandiosen Verhältnissen angelegt, eine dreischiffige, durchweg 
nüchtern ausgeweißte Pfeilerbasilika (nit Kuppel) aus dem 
Anfang des 17. Jahrhunderts, ist bis auf jenes Bild des 
Martyriums der Heiligen ziemlich leer an künstlerischem 
Schmuck. Aber desto prächtiger waren und sind auch gegen— 
wärtig noch nach ihrem Umbau von 1700 die beiden Kloster— 
höfe mit den eleganten, rundbogigen Arkaden ihrer Kreuzgänge. 
Die des ersten umschließen den schönsten Garten mit einem 
phantastischen, tabernakelähnlichen Brunnenhause in der Mitte. 
Heute sind die Mönche exmittiert, die Normalschulen und das 
Stadt- und Provinzmuseum in die Räume eingezogen. Letzteres 
enthält viel mittelmäßige Gemälde, allerdings aber auch ein 
sehr mehr merkwürdiges und bedeutendes von jenem frühesten 
Ölmaler Italiens, Antonella da Messina, welchen Delaroche 
in der Künstlerversammlung des „Hemicycle“ die schöne Jüng- 
lingsgestalt und die schönen, knapp anschmiegenden, breit⸗ 
gestreiften Beinkleider angedichtet hat, eine Madonna mit dem 
Kinde, in ganz Mantegnaschem Stil der edlen und scharfen 
Zeichnung und vorzüglich in der Farbe wie in der feinen und 
delikaten Malerei. Auf ein gemaltes Zettelchen in der Ecke 
hat Antonella seinen Namen klar und sauber hingeschrieben. 
Außer den Bildern füllen antike Bruchstücke, Bronzen, Münzen, 
Terrakotten, Inschriften, Raritäten von mancherlei Art und 
besonders interessante geologische Sammlungen: Lava, Kristalle, 
Schwefelbildungen für die Erdgeschichte des Atna von hoher 
Wichtigkeit, die Säle; ein großer Teil von jenen, die Goethe 
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