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rühmte Benediktinerkloster San Nicola mit seinem gewaltigen
Dom, das sich rühmen darf, das größte Europas zu sein, wie
letzterer, die großartigste und schönste Orgel der Welt zu be—
sitzen. Leider besitzt er dafür auch eine kolossal angelegte und
noch vor erreichter Hälfte der Höhe unvollendet gelassene
Fassade, deren riesige Säulenstümpfe nun wie die an den
Gebäuden der Palazetta Messinas dastehen. Die Kirche, in
grandiosen Verhältnissen angelegt, eine dreischiffige, durchweg
nüchtern ausgeweißte Pfeilerbasilika (nit Kuppel) aus dem
Anfang des 17. Jahrhunderts, ist bis auf jenes Bild des
Martyriums der Heiligen ziemlich leer an künstlerischem
Schmuck. Aber desto prächtiger waren und sind auch gegen—
wärtig noch nach ihrem Umbau von 1700 die beiden Kloster—
höfe mit den eleganten, rundbogigen Arkaden ihrer Kreuzgänge.
Die des ersten umschließen den schönsten Garten mit einem
phantastischen, tabernakelähnlichen Brunnenhause in der Mitte.
Heute sind die Mönche exmittiert, die Normalschulen und das
Stadt- und Provinzmuseum in die Räume eingezogen. Letzteres
enthält viel mittelmäßige Gemälde, allerdings aber auch ein
sehr mehr merkwürdiges und bedeutendes von jenem frühesten
Ölmaler Italiens, Antonella da Messina, welchen Delaroche
in der Künstlerversammlung des „Hemicycle“ die schöne Jüng-
lingsgestalt und die schönen, knapp anschmiegenden, breit⸗
gestreiften Beinkleider angedichtet hat, eine Madonna mit dem
Kinde, in ganz Mantegnaschem Stil der edlen und scharfen
Zeichnung und vorzüglich in der Farbe wie in der feinen und
delikaten Malerei. Auf ein gemaltes Zettelchen in der Ecke
hat Antonella seinen Namen klar und sauber hingeschrieben.
Außer den Bildern füllen antike Bruchstücke, Bronzen, Münzen,
Terrakotten, Inschriften, Raritäten von mancherlei Art und
besonders interessante geologische Sammlungen: Lava, Kristalle,
Schwefelbildungen für die Erdgeschichte des Atna von hoher
Wichtigkeit, die Säle; ein großer Teil von jenen, die Goethe
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